piwik no script img

DRUShBA. Freundschaft.

■ Ganzviele russische Matrosen statt Iwan Rebroff: Der Marinechor der Schwarzmeerflotte UdSSR spielt am Sonntag in Bremen

Für den Fototermin hat der Kapitän das Segelschulschiff Deutschland zur Verfügung gestellt. Während die Beck's -Flagge im sanften Wind weht, postieren sich die Sänger des Schwarzmeerchores für die Fotografen und rufen sich ein professionelles „cheeeese“ zu, damit später die zeitungslesende Welt weiß, daß sie alle unheimlich freundliche Menschen sind. Kein Wort des Murrens, als sie von links nach

rechts, achterdecks nach vorderdecks geschoben werden, als das Zeichen kommt, die rotbesternten Mützen zu schwenken und sie erneut umdrapiert werden: Die Langen nach hinten, die Kurzen knieend aufs Deck.

80 Sänger und TänzerInnen des Marinechors der Schwarzmeerflotte - alle als Soldaten Teil der Schwarzmeerflotte - sind „als musikalische Botschafter der UdSSR“ - erstmalig auf Tour durch die BRD. Sie bringen als besuchserzwingende Empfehlung mit, Gorbatschows Lieblingschor zu sein - eine Behauptung, mit der der Promoter zu wuchern versucht: Wer so um Umgestaltung bemüht ist, muß ja wohl auch etwas von Musik verstehen.

Die Auftritte der singenden Matrosen beginnen völkerverständigend regelmäßig mit der Nationalhymne des Gastlandes - eine einmalige Gelegenheit, die Odessa-Version des Deutschlandliedes zu hören, worauf kontrastierend die sehr viel schönere sowjetische Hymne folgt. Danach der zweistündige Querschnitt durch russische und So

wjetfolklore: Von „Kalinka“ zu den „Wolgaschleppern“ exklusive die „Internationale“.

Der Leiter des Ensembles, Capitän Alexander Smetanin erzählt erstaunliches vom bisherigen Ablauf der Tournee: Aufgefallen sei ihm besonders die deutsche Warmherzigkeit (!) Ansonsten vermag er übers Land nicht viel zu sagen: Kein Wunder bei 41 Konzerten in 39 Städten binnen sechs Wochen. Auch der erfragte

Vergleich zur DDR fällt aus: „Dahin fährt der Chor der baltischen Flotte. Die steht sowieso an der Grenze.“ Dann entschuldigt er sich: „Der Bus wartet“, setzt die rotbesternte Mütze auf und sagt zum Abschied: „Auf Wiedersehen. Freundschaft.“ , worauf wir mit einem „DRUShBA“ antworten. Wer sie hören möchte: Sie treten in am Sonntag um 15 Uhr in der Stadthalle auf.

fwg

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen