piwik no script img

Nicht so wichtig?-betr.: "Tote bei Demonstrationen gegen Salman Rushdie", taz vom 25.2.89

betr.: „Tote bei Demonstrationen gegen Salman Rushdie“, taz vom 25.2.89

Gleich dreifach (Headline/Subüberschrift/Einleitungssatz) verwenden Sie die nebulöse Formulierung, „bei Demonstrationen/Protesten“ hätte es die Toten gegeben. Wer da eigentlich wen und wodurch zu Tode gebracht hat, sagt der Artikel des Herrn Widmann überhaupt nicht. Offensichtlich werden derartige Details im Falle getöteter Trikont-Menschen als nicht sehr wichtig erachtet: Man stelle sich vergleichsweise einmal vor, etwa im schönen Böhmen hätte „die Polizei das Feuer auf eine Ansammlung eröffnet“, „die mit Flaschen, Steinen und anderen Gegenständen gegen die Sicherheitskräfte vorgegangen“ wäre, und zehn Tote wären übrig geblieben. Da würde es in der tageszeitung aber präzisere Informationen geben, wer jetzt die Täter und wer die Opfer waren. Und auf der Stelle begänne - wo Ihre Ost -Berichterstatter bereits wegen der neunmonatigen Haftrepressalie gegen V.Havel sich schier überschlagen eine intensive Kampagne gegen die sofort haftbar gemachte CSSR-Regierung! Hingegen ist es für die Freunde des freien Wortes offenbar herzlich uninteressant, ob sich die Zahl der bislang getöteten Rushdie-Gegner nun von fünf pakistanischen um weitere zehn indische erhöht hat. Als ob denn die Verwerflichkeit eines Demonstrationsanliegens das Töten von Demonstranten rechtfertigen könnte.

J. Fabricius, Bonn

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen