: UdSSR beteiligt sich an Förderkürzung
■ Starke Einbrüche bei den Ölexporteinkünften trotz Höchstförderung / Verdoppelung von Öleinfuhren
Moskau (afp/dpa) - Die Sowjetunion, der Welt größter Exporteur von Erdöl, will sich offenbar an den Bemühungen der Erdölförderländer beteiligen, die Weltmarktpreise für den Rohstoff zu stabilisieren. Das wurde durch die jetzt von der Moskauer Regierung verkündete Entscheidung deutlich, die sowjetischen Erdölausfuhren um fünf Prozent zu verringern. Der Direktor des sowjetischen Erdölexportunternehmens Sojusneftexport, Wladimir Arutunian, hatte angekündigt, die UdSSR werde ihre Ölexporte in der ersten Jahreshälfte 1989 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um fünf Prozent kürzen. Diese Entscheidung fiel, nachdem die UdSSR zu Beginn dieses Jahres erstmals an mehreren Konferenzen der Erdölförderländer teilgenommen hatte.
Tatsächlich zwingen ständig sinkende Deviseneinnahmen und ein großes Haushaltsdefizit die sowjetische Führung zu einem Umdenken bei ihrer Ölpolitik und zu stärkerer Einflußnahme auf die internationale Preisentwicklung des Rohstoffes. Seit 1985 hat die Sowjetunion aufgrund des Preisverfalls von Erdöl, das zusammen mit Erdgas das wichtigste Exportprodukt des Landes darstellt, insgesamt 40 Milliarden Rubel (rund 112 Milliarden Mark) verloren. Dieser Verlust wiegt um so schwerer, als die Förderung 1987 und 1988 mit jeweils 624 Millionen Tonnen Höchststand erreichte.
Angesichts dieser Situation ließ sich die Sowjetunion auf dem Treffen der Erdölförderländer, die nicht der Opec (Organisation Erdöl exportierender Länder) angehören, Nopec, Ende Februar in London durch einen Beobachter vertreten. Die Mehrheit der Nopec-Länder hatte sich dort für eine Verringerung ihrer Produktion um fünf Prozent ausgesprochen, um dadurch die Weltmarktpreise für Erdöl zu stützen. Moskau hatte sich auf der Konferenz zunächst auf keine Entscheidung festgelegt, ließ aber durchblicken, daß es die Mehrheitsentscheidung unterstützen würde. Auch zu dem Treffen der Opec- und der Nopec-Länder im Januar in London hatte die Sowjetunion einen Beobachter geschickt.
Vor der Presse in Moskau stellte Ölminister Dinkow am Montag klar, daß die Öllieferungen an die sozialistischen Staaten nicht von der Kürzung betroffen seien.
Unterdessen hat die UdSSR vor einiger Zeit begonnen, auch auf der Einkaufsseite Konsequenzen aus dem niedrigen Ölpreis zu ziehen. Die UdSSR hat 1988 den Anteil von Opec-Öl an ihren Importen mehr als verdoppelt.
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