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Fan-Projekt: jetzt oder nie

■ Verein für Werder-Fans ist das Schulterklopfen leid: Jetzt soll eine Personalfinanzierung her / Sport-Institutionen drückten sich um Zusagen

„Uns wird weiter kräftig auf die Schultern geklopft, aber vielleicht gibt es bald keine Schulter mehr, auf die geklopft werden kann.“ Fedor Jokisch, Vorsitzender des „Fan -Projekts“, hat die Nase voll. Seit August letzten Jahres verhandelt er mit den Senatoren für Jugend und Soziales, Inneres und Sport, mit dem Bremer Fußballverband, dem Landessportbund und dem SV Werder über die Zukunft des ersten bundesdeutschen Projekts, in dem Fußball-Fans Aktionsmöglichkeiten und pädagogische Betreuung finden.

Am 13. Februar sollten endlich konkrete Zahlen auf den Tisch, mit wieviel Geld die einzelnen Institutionen sich an den Personal

kosten des Werder-Fan-Projekts künftig beteiligen. In den vorangegangenen Sitzungen war die „vorbildliche Arbeit“ kräftig gelobt worden, doch als es konkret wurde, drückte sich der Fußballverband ganz, Sport-und Innensenator fühlten sich nicht zuständig und der Landessportbund wollte sich mit lächerlichen 2.000 Mark aus der Verantwortung stehlen.

Die bisherigen zwei ABM-Stellen des Fan-Projekts laufen im Mai und Juli aus, neue werden nicht beantragt, „weil es keinen Sinn mehr hat und weil wir es auch nicht mehr einsehen“, erläuterte Fedor Jokisch gestern vor der Presse. Schließlich sei ABM für „zusätzliche Aufgaben“ ge

dacht. Das Fan-Projekt wird aber von Vereinen, Polizei, Behörden und Bevölkerung längst als feste Einrichtung begriffen - und entsprechend gefordert: Wenn zum Beispiel die Bremer Bahnpolizei wissen will, wieviel Fans zu einem Auswärtsspiel von Werder mitfahren, dann rufen Beamte im Fan -Projekt an. Wenn der Bremer Senat Mailänder Fußball-Fans ein Kulturprogramm bieten will, wird erstmal das Fan-Projekt gefragt. Und wenn eine Abteilung im Innenressort nicht weiß, was Hooligans sind, dann ruft auch sie in der Fan-Projekt -Geschäftsstelle auf dem Peterswerder an.

An lauter Anerkennung der Sozialarbeit mit Fußballfans hat es

dem gut sechs Jahre alten Projekt nie gemangelt. Doch seit es um die Finanzierung von 125.000 Mark Personalkosten jährlich geht, sind die Freunde des Fan-Projekts stiller geworden. Ein akzeptables erstes Verhandlungsangebot haben nur der SV Werder und der Senator für Jugend und Soziales mit je 10.000 Mark gemacht. Sie sind bereits jetzt schon mit zusammen 20.000 Mark an den Sachkosten des Projekts beteiligt.

„Diese Stadt muß sich überlegen, ob sie unsere Arbeit weiter haben will“, sagte Fedor Jokisch ultimativ, „eine Fortsetzung auf rein ehrenamtlicher Basis wird es nicht geben.“

Dirk Asendorpf

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