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Ökoinfos vor Ort

■ AG SPAS eröffnete Schöneberger Umweltberatungsstelle / Umweltbewußtsein im Kiez soll geschärft werden / Gezielte Beratung besonders für Ausländer

„Einfälle statt Abfälle!“ In diesem Sinne öffnete gestern mittag das „VorOrt Büro für Umwelt- und Mieterberatung“ in der Schöneberger Hauptstraße 6 seine Pforten. Zeitgleich stellte das Institut für ökologisches Recycling (IföR) dort eine Ausstellung zum Thema Abfallvermeidung vor, die auch im Rahmen der „Grünen Woche“ gezeigt worden war.

Unter dem Motto „Ökologie im Quartier - Ökologie im Alltag“ wollen vier UmweltberaterInnen, die der Arbeitsgemeinschaft für Sozialplanung und angewandte Stadtforschung (AG SPAS) angehören, per Infobüro dem mangelnden Umweltbewußtsein im Schöneberger Kiez zu Leibe rücken. Und das vor allem vor der eigenen Tür: Als Anlaufstelle für die MieterInnen des sogenannten Blocks 132 (zwischen Grunewald-, Haupt- und Vorbergstraße) soll das VorOrt-Büro mithelfen, die vom Bezirksamt in Aussicht gestellte Gebäudeerneuerung unter ökologischen Gesichtspunkten zu realisieren. Einrichtungs und Ausbaukosten der Beratungsstelle hat deshalb auch das Bezirksamt Schöneberg übernommen, der Wirtschaftssenat beteiligt sich an den Personal- und Sachkosten.

Gänzlich ökologisch präsentiert sich denn auch das VorOrt -Büro im Erdgeschoß mit Teppichen aus Sisalfaser, Kiefernholzmöbeln und umweltverträglicher Farbe an den Wänden. „Wir wollen praxisnah demonstrieren, was in absehbarer Zeit in allen Wohnungen mal Standard werden könnte“, erklärt einer der Umweltberater. Mit Kursen, Diavorträgen und Videofilmen wolle die AG SPAS für die interessierte Nachbarschaft zeigen, wie sparsame Energie und Trinkwassernutzung auch ohne größeren Aufwand in die Tat umgesetzt werden könne. Vor allem an die türkische Nachbarschaft ist dabei gedacht. „Im Block 132 wohnen fast 60 Prozent Ausländer, die meisten ohne Bad und Innenklo“, so die Mitarbeiterin des VorOrt-Büros. Wenn im Zuge einer Renovierung sanitäre Einrichtungen installiert würden, dann müsse gerade den türkischen MitbewohnerInnen klar gemacht werden, daß dies nur mit sparsamer Nutzung dieser Wohnverbesserung einhergehen könne. Das Informationsmaterial in den Regalen der Umweltberatungsstelle ist deshalb zweisprachig. Ein türkischer Mitarbeiter soll die Sprachbarriere seiner Landsleute auch mündlich überwinden helfen.

Nicht nur als Infobüro, sondern auch als Treffpunkt für die BlockbewohnerInnen wollen die UmweltberaterInnen das VorOrt -Büro verstanden wissen. Der düstere Platz vor dem Eingang zur Beratungsstelle soll gemeinsam mit den MieterInnen gestaltet werden. „Wie das aussehen soll, das kommt ganz auf die Nachbarn an. Wenn die dort lieber ihre Kinder Fußball spielen lassen wollen, dann entsteht da natürlich kein Garten“, erklärt die Umweltberaterin moderat.

Ein zweites VorOrt-Büro ist in der Katzlerstraße geplant. Noch 1989 wollen die Umweltengagierten von der AG SPAS dort ihre Beratungstätigkeit quartiersbezogen aufnehmen. Die Zielgruppe: alle Mieter, die im Stadterneuerungsbereich um die Katzler-, Bauzener- und Yorckstraße wohnen.

cb

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