: Außerparlamentarische Regierungsopposition
Die Schmerzen der AL beim Rollenwechsel ■ K O M M E N T A R
Als die Alternative Liste vor mehr als zehn Jahren die Theorie vom Standbein und vom Spielbein erfunden hat, wußte sie noch nicht, daß sie eines Tages mit beiden in der Luft hängen würde. Das Standbein, die außerparlamentarische Bewegung ist ihr schon seit langem abhanden gekommen, der Prozeß wurde anhaltend häufig beklagt. Jetzt aber geht ihr auch noch das Spielbein verlustig. Aus der oppositionellen Parlamentsfraktion wird eine Regierungsfraktion. Daß dabei so mancher Igel um seine Stacheln fürchtet, ist gut nachvollziehbar. Doch wozu das Wehgeschrei? Der Schritt, hinein in die parlamentarische Politik, hat in diesen Tagen nur eine logische Entwicklung genommen. Das wäre auch nicht anders, würde die Partei den Tolerierungsbefürwortern folgen. Der Abschied von der Bewegung fand tatsächlich bereits vor zehn Jahren statt.
Die gespaltenen Herzen so mancher ALer ließen sich noch kitten, solange die Fraktion auf der Oppositionsbank saß. Jetzt ist der Bruch vollzogen. Die Alternative Liste muß sich damit abfinden, daß sie nicht gleichzeitig Regierung, Oppositionsfraktion und ihre eigene außerparlamentarische Opposition sein kann. Und warum auch? Grade ein rot-grünes Bündnis braucht aufmerksame und streitbare Kritik von links. Die integrieren zu wollen, ist zwar die legitime Absicht jeder Regierung, die keinen Ärger haben will, doch auch das Ende jeder konstruktiven Weiterentwicklung von Politik.
Brigitte Fehrle (Siehe auch Seite 1 und 2)
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