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ISDN-Netz bundesweit gestartet

Kohl auf CeBit-Messe: „Ich verstehe nichts von Technik“ / Vorerst keine massenhafte Nutzung von ISDN  ■  Aus Hannover Martin Fischer

Mit einem Plausch des nicht gerade zukunftsträchtigen Trios Kohl, Wallmann und Brück wurde am Mittwoch auf dem Poststand der CeBit 89 in Hannover das erste ISDN-Vorläufernetz in Betrieb genommen. Kohl, der danach unaufgefordert erklärte, von technischen Dingen „nichts zu verstehen, war mit dem Noch-Oberbürgermeister Brück und dem hessischen Ministerpräsidenten - beide saßen in Frankfurt gleichzeitig am Bildschirm live zu sehen, während auf derselben ISDN-Leitung Dokumente über eine schnelle Telefax -Verbindung ausgetauscht wurden. Postminister Schwarz -Schilling, für mehr Wettbewerb immer zu haben, gab anschließend das Startzeichen für ein „Wettrennen“, das einen entscheidenden Vorteil von ISDN veranschaulichen sollte. Wie beim Wettbewerb zwischen privat und öffentlich stand auch hier der Gewinner schon vorher fest: Das ISDN -Faxgerät war einfach schneller als der Fernkopierer, der die normale analoge Telefonleitung benutzen mußte. ISDN, nicht nur für Grüne Demonstrationsmodell sowohl für die Privatisierungstendenzen der Post als auch für die Entwicklung zum flächendeckenden Überwachungsstaat, heißt Integrated Service Digital Network und wird amtssprachlich als „dienstintegrierendes digitales Fernmeldenetz übersetzt. Durch Digitalisierung wird die Übertragungsgeschwindigkeit des vorhandenen Telefonnetzes erhöht, auf einer einzigen Telefonleitung und einem ISDN-Basisanschluß können acht verschiedene Geräte zur Sprach-, Bild-, Text- und Datenübertragung betrieben und jeweils zwei auch gleichzeitig benutzt werden. Neben der digitalen Verbindung von Telefonen, Daten- oder Textterminals, Btx-Geräten, Telefax-Geräten und Personal-Computer wird ISDN auch neue multifunktionale Endgeräte integrieren. Erste ISDN -Pilotprojekte gibt es bereits seit gut einem Jahr in Mannheim und Stuttgart. Nun stehen in den Städten München, Stuttgart, Nürnberg, Frankfurt, Düsseldorf, Hannover, Hamburg und West-Berlin Anschlüsse für jeweils 1.000 Großunternehmen bereit, die schon über entsprechende digitale Nebenstellenanlagen verfügen. Durch die Konzentration auf überregional bzw. international bedeutsame Dienstleistungszentren und die Standorte der Produzenten elektronischer Kommunikationsmittel werden die Entwicklungschancen der Regionen großflächig ungleich verteilt. Die „Datenautobahn ISDN“ wird nichtangeschlossene Standorte ähnlich abwerten, wie dies durch fehlende Eisenbahnanschlüsse im 19.Jahrhundert der Fall war. Schwarz -Schilling kündigte an, der weitere Ausbau des ISDN würde „bedarfsgerecht“ erfolgen, wobei „die Erreichung eines bundesweiten ISDN-Angebotes bis 1993 vorrangiges Ziel sei. Für 1990 ist die Verknüpfung des bundesdeutschen ISDN-Netzes mit den Netzen Frankreichs, Italiens und Großbritanniens geplant. Erst in einer späteren zweiten Stufe soll auch der Mittelstand für ISDN gewonnen werden, eine massenhafte private Nutzung ist vorerst nicht vorgesehen. Die Verbreitung der Nutzung der ISDN-Kommunikationsmedien wird sich von der Einführungsgeschichte des Telefons kaum unterscheiden. Obwohl der Ausbau des Telefonnetzes 1881 begann, fand das Telefon hierzulande erst nach 1960 auch eine massenhafte Verbreitung in den Privathaushalten. Wie der Bundesverband Vertriebsunternehmen Büro-, Informations und Kommunikationstechnik auf der CeBit 89 mitteilte, erreichten die kommunikationstechnischen Einfuhren 1988 mit 14,9 Prozent die höchste Steigerungsrate in der Branche. Die Einfuhren in der Drahtnachrichtentechnik erhöhten sich gegenüber dem Vorjahreswert gar um über 50 Prozent. Dank ISDN.

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