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Brandanschlag auf „Topographie des Terrors“

■ Die Ausstellung über die Nazi-Verbrechen auf dem Gelände des ehemaligen „Prinz-Albrecht-Palais“ wurde am Donnerstag abend durch einen Sprengsatz beschädigt / Staatsschutz vermutet Täter aus rechtsradikalen Kreisen / Bislang liegen keine Bekennerschreiben vor

Die Ostfassade des Pavillons ist schwarz vor Ruß; zwei von vier Scheiben sind zersplittert: die Folgen eines Brandsatzes, der am Donnerstag abend auf dem Gelände der Ausstellung „Topographie des Terrors“ neben dem Martin -Gropius-Bau gezündet wurde. Die dortige Ausstellung erinnert an die Nazi-Verbrechen, die in der Zentrale der Gestapo, der SS und des Reichssicherheitshauptamtes im ehemaligen Prinz-Albrecht-Palais und im „Hausgefängnis“ der Gestapo in der Stresemannstraße geplant und auch ausgeführt wurden. Die Ausstellung selbst wurde von dem Brandanschlag glücklicherweise nicht beschädigt, „den Gefallen, vorübergehend zu schließen, tun wir den Tätern nicht“, erklärte ein Mitarbeiter gestern gegenüber der taz.

Die Polizei fand auf dem Gelände einen Fünf-Liter-Kanister; der Anschlag wurde mit brennbarer Flüssigkeit verübt. Der kombinierte Brandsatz bestand aus einer Batterie, einem Kurzzeitschalter, einem Kabel und einer aufgesetzten Rohrbombe. Jetzt ermittelt der Staatsschutz: Ein Bekennerschreiben von Neonazis gibt es zwar nicht, trotzdem schließen die Beamten nicht aus, daß Rechtsextremisten an der Tat beteiligt waren. Ein Verdächtiger wurde gestern bereits festgenommen und verhört, sein Alibi überprüft. Ein Sprecher identifizierte ihn lediglich als den 35jährigen Andreas P. Nähere Angaben wollten die Fahnder gestern nicht machen. Der Mann wurde gestern im Lauf des Nachmittags wieder freigelassen.

Ein Wachmann, der das Feuer am Donnerstag kurz nach 21 Uhr bemerkte, löschte den Brand mit Sand und verhinderte so, daß das Feuer auf die Innenräume übergreifen konnte. Nur ein Holzbalken wurde dort in Flammen gesetzt.

Direkte Drohungen haben die MitarbeiterInnen der Ausstellung in der Vergangenheit nicht erhalten. Als die Ausstellung im Juli 1987 eröffnet wurde, prangte aber eine faschistische Parole am Pavillon: „Wir sind wieder da!“ ein Spruch der neonazistischen NSDAP/AO, die Verbindungen zur „Nationalen Front“ in West-Berlin unterhält. Nach eigenen Angaben hat sich diese Organisation nach dem Verbot der Kühnen-Partei im Februar selbst aufgelöst.

Die AL-Abgeordnete Sabine Weißler erklärte, der Anschlag müsse in Zusammenhang mit einer Reihe von Anschlägen gegen Orte des Gedenkens für die Opfer des Naziterrors gesehen werden. Die zunehmende Aggressivität, mit der sich Neonazis in der Stadt bemerkbar machten, sei auch auf die wachsende Akzeptanz für rechtsextremistische Positionen zurückzuführen.

Ein Duplikat der Ausstellung läuft zur Zeit mit großem Erfolg in der DDR. Allein in Ost-Berlin interessierten sich 50.000 BürgerInnen für die Bilder und Texte, die an die Zentrale des Terrors erinnern. Am nächsten Donnerstag wird die Ausstellung auf das Gelände des ehemaligen KZs in Buchenwald verlegt, danach wird sie in Sachsenhausen zu sehen sein. Im ehemaligen Prinz-Albrecht-Palais, von dem nur noch Reste der Kellerfundamente bestehen, war auch ein prominenter DDR-Politiker festgehalten worden: Erich Honecker.

Der Brandsatz auf den Pavillon ist bereits der zweite neonazistische Anschlag in Berlin in diesem Jahr. Anfang Januar hatte ein Neonazi Schweineköpfe auf Gedenkstätten des NS-Terrors verteilt. Der Täter und eine mutmaßliche Gehilfin wurden im Februar gefaßt.

ccm

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