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Bundeswehr beharrt auf Feindbild

■ Der oberste Soldat, Generalinspekteur Wellerhoff, hält Gorbatschow für unglaubwürdig / Die FDP ist empört / MBB entwickelt luftgestützte nuklearfähige Raketen

Hamburg (ap/dpa) - Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Dieter Wellershoff, hält die sowjetische Politik der Koexistenz und Abrüstung nach Darstellung des Hamburger Nachrichtenmagazins 'Stern‘ für „eine Phase, die zur Schwächung des Gegners genutzt werden soll“. Das Blatt bezieht sich auf einen zur Verschlußsache erklärten Leitfaden, den Wellershoff den Kommandeuren der Bundeswehr als „zentrales internes Informationsmittel“ an die Hand geben wolle. Ein Sprecher der Hardthöhe bestätigte, daß Wellershoff diesen Leitfaden entwickelt hat.

Wellershoff, der im Mai nach Moskau reist, schrieb dem Blatt zufolge, daß sich auch unter dem sowjetischen Parteichef Michail Gorbatschow an dem seit Gründung der Sowjetunion 1917 verfolgten Ziel der kommunistischen Weltherrschaft nichts geändert habe. Weder der Rückzug aus Afghanistan noch „die friedliche Tonart neuerer sowjetischer Außenpolitik“ dürften darüber hinwegtäuschen, daß die sowjetische Strategie weiterhin auf Kriegsführung angelegt sei, mahnte Wellershoff dem Blatt zufolge.

Ein Sprecher der Hardthöhe, Werner Widder, sagte, Wellershoff habe das Papier als „Verschlußsache - nur für den Dienstgebrauch“ eingestuft, weil er den Kommandeuren Gelegenheit zur Diskussion geben wolle. Es handele sich nicht um eine Vorschrift, sondern um einen Leitfaden, der lediglich als Informations- und Diskussionsgrundlage gedacht sei. Der FDP-Abrüstungsexperte Feldmann kritisierte die Wellershoff-Thesen und forderte eine Korrektur des Leitfadens „Frieden in Freiheit“. Sie entsprächen nicht der Außenpolitik der Bundesregierung.

Nach Informationen des ARD-Fernsehmagazins Report Baden -Baden ist das Raketenprojekt „Kolas“ nicht das einzige nuklearfähige Trägersystem im Rahmen der Bundeswehrplanung. Wie das Magazin am Dienstag berichtete, gehe aus vertraulichen Unterlagen des Luft- und Raumfahrtunternehmens MBB und Planungen des Bonner Verteidiungungsministeriums hervor, daß ein weiteres nuklearfähiges Flugkörperprojekt geplant sei.

Hierbei handele es sich um eine luftgestützte Abstandswaffe größerer Reichweite, die als Bewaffnung für den deutschen Tornado vorgesehen sei, hieß es in Baden-Baden. Nach Report-Recherchen sollen Tornado-Flugzeuge mit nuklearen Aufgaben auf den deutschen Fliegerhorsten Büchel, Nörvenich und Memmingen stationiert werden.

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