piwik no script img

Israel gibt Taba an Ägypten zurück

Nach jahrelangem Tauziehen gehört die Tourismusenklave am Roten Meer wieder zu Ägypten / Das einstige Symbol der Unnachgiebigkeit wird nun zum Beispiel für gute Kooperation  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Fast zehn Jahre nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens mit Ägypten hat Israel am Mittwoch mittag den Abzug aus der 1967 eroberten Sinai-Halbinsel abgeschlossen. Bis zuletzt strittig war die kleine Taba -Enklave am Roten Meer, die Israel wegen ihrer touristischen Attraktionen behalten wollte. In dem jahrelangen Tauziehen wollten vor allem die vom rechtsnationalistischen Likudblock geführten Regierungen demonstrieren, daß man keineswegs die Absicht habe, einen Teil von „Groß israel“ aufzugeben, wozu nach Likud-Meinung auch der Taba -Streifen gehörte. Ein Stück Strand und ein lukratives Hotel wurden so zum Symbol dafür, daß die Palästinenser „niemals“ damit rechnen könnten, daß Israel aus den besetzten Gebieten oder dem annektierten Ost-Jerusalem und den Golan Höhen abzieht.

So wurden die israelischen Fahnen denn auch in aller Heimlichkeit und ohne offizielle Zeremonie in der Nacht zum Mittwoch eingezogen. Das Sonesta-Hotel, das Israel erst nach dem Camp-David-Abkommen mit Ägypten errichtet hatte, wurde für eine Summe von 40 Millionen Dollar an das Nachbarland verkauft. Die israelischen Hotelangestellten demonstrierten am Dienstag lautstark und forderten eine zusätzliche finanzielle Abfindung. Sie klagen eine Ausgleichszahlung ein, die etwa viermal so hoch wie üblich ist und der Summe entspricht, die auch die Siedler in Yamit im Nordsinai bei der Rückgabe des Gebiets an Ägypten erhielten. Einige der Angestellten werden jedoch weiterhin im Sonesta-Hotel arbeiten, das auch künftig von einem israelischen Manager geführt wird. Ägypten wird die Übernahme des Taba-Streifens erst nächste Woche feiern, möglicherweise in Anwesenheit von Präsident Hosni Mubarak. Denn auch auf der ägyptischen Seite fehlt der Symbolwert nicht, kann die Regierung in Kairo doch an diesem Fall demonstrieren, daß ein Stück arabischen Bodens „befreit“ wurde.

Es wird erwartet, daß die Touristen auch künftig den Taba -Streifen in der Nähe des israelischen Hafens und Tourismusortes Eilat aufsuchen werden. Wer aus Israel einreist und nicht länger als zwei Wochen bleibt, brauch kein Visum. Manche Israelis fürchten jedoch, daß das beliebte Nacktbaden und die Feten am Strand von Taba unter ägyptischer Herrschaft ein Ende haben könnten.

Im israelischen Außenministerium, das sich für den Verbleib Tabas bei Israel eingesetzt hatte, heißt es nun: „Das neue Modell der Kooperation zwischen Israel und Ägypten in dem Touristengebiet von Taba sollte als Prototyp für künftige Arrangements mit arabischen Nachbarn dienen. Der lange Disput wird keine tiefen Narben hinterlassen, und Israel hofft, daß nun ein neues Blatt in den israelisch-ägyptischen Beziehungen aufgeschlagen wird.“ Dies mag für Taba zutreffen, aber mit einer generellen Belebung der gegenseitigen Beziehungen kann vorerst nicht gerechnet werden, sondern erst dann, wenn die israelische Regierung Schritte für eine politische Lösung einleitet.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen