: Sing the Blues
■ Zwanzig Frauen sangen drei Tage lang den Blues mit Ulrike Janßen, Dozentin für Musik an der Universität Oldenburg: Wie Singen Spaß machen kann, yeah!
„So, jetzt grooven wir erstmal und dann kriegt ihr gleich das Sechzehntelfeeling“. Sprachs und brachte zwanzig Frauen drei Tage lang dazu, den Blues unbeschreiblich weiblich zu singen: Ulrike Janßen, Dozentin für Musik an der Universität Oldenburg.
Als eine, die in der Schule nur deutsche Volkslieder mit einer alternden Kirchenchorlehrerin am Klavier gesungen und die Musik damit ziemlich schnell satt hatte, brachten mich diese Singstunden jeden Tag auch beim schlimmsten Wetter auf mein Fahrrad; hin zur Frauenwoche, wo Janßen jeden Tag zwei Stunden vorführte, wie Singen Spaß machen kann. Da übte sich die Stimme solange, bis das italienische „andiaaamo“ wie
Honig aus dem Munde floß und der Atem lernte Wege kennen, die ihm im Rücken überhaupt erst das Volumen zum Singen brachten.
Die ersten bluesliks - das sind Grundmelodien für den Bluesgesang - hatten viele von uns schon am Radio mitgesummt, sie waren im Ohr, und umso mehr Spaß machte es dann, sie jawadawa diiu dida zu singen. Richtig los ging es aber, als an die vierzig Finger den ersten Rhythmus schnipsten, als die Oberkörper sich zurücklehnten, „groovten“, und die erste Melodie anstimmten. I tell you sister, you've got to sing the blues. Da warf Janßen, die durch ihre eigene Freude am Singen überzeugte, eine Zeile hin, einige Frauen griffen sie auf, der Rest
groovte dazu und schon füllte sich der Betonraum mit dem Schwingen der Körper und der Stimmen - und ich bin sicher, daß er es war, der dabei den Blues bekommen hat.
Daß es dazwischen auch immer wieder um Harmonien, Tonleitern und Mollpentatonik ging, hat die Kundigen unter uns vielleicht weitergebildet und dem Rest den Blues ein bißchen von den Ohren zu den Augen geführt. Und die italienische Gesangstechnik, von der wir bei dieser Gelegenheit erfuhren, hält mit ihrem scheinbaren ständigen Grinsen Kopf- und Bauchstimme zusammen, und ist nicht etwa der Versuch, als stets lächelndes Geschöpf besser anzukommen.
Das richtige feeling aber kam auf beim ersten richtigen Blues, der vom nie endenden Glück mit einem pretty baby erzählte. Oh yeah, und welche wünscht sich das nicht! Als unser aller Vorsängerin am dritten Tag den Kurs wegen einer Erkältung abbrechen mußte, sangen wir alle den Blues: einzelne Frauen begannen ihren Gesang zum groove der Bässinnen und Gitarrinnen zu improvisieren und ernteten dafür schallenden Applaus. Und der rap am Ende der schönsten Singstunde meines Lebens könnte ein Motto für alle sogenannten Unmusikalischen sein: If they think that you are wrong, have a try, cause you are strong! Yeah!
Vera Kuenzer
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