: „Rote Serie“ und „tote Ratte“
■ Sabine Straßburger und Annette Venzlaff stellen in der Weserburg aus Kompositionen mit Form und Farbe und weißer Raum für die eigenen Assoziationen
Schlicht „Sabine Straßburger + Annette Venzlaff“ haben sie die Präsentation ihrer Arbeiten in der Kommunalen Galerie (Weserburg) genannt. Klipp und klar drücken die beiden ehemaligen Studentinnen des Studiengangs Kommunikation/Ästhetik der Bremer Uni aus, daß sie sich und ihre Bilder vorstellen wollen, ohne dabei in Kunstkategorien eingeordnet zu werden.
Sabine Straßburgers eigener Stil wurde bereits mehrfach prämiert, unter anderem 1987 mit dem „Bremer Förderpreis für Bildende Kunst“ und dem „Internationalen Preis für Bildende Kunst“ (Aarschot, Belgien) von 1989. Aus der belgischen Phase stammen denn auch die jetzt ausgestellten Arbeiten, an denen die Auseinandersetzung mit Form und Farbe augenfällig ist. Sabine Straßburger malt großformatige
Bildserien, vornehmlich in Rot-und Schlammtönen, bei denen das Entstehen von Formen untrennbar verbunden ist mit ihren Farbexperimenten. Wesentlich ist für die Malerin dabei, daß jedes einzelne Bild, jede Form innerhalb ihrer Bildserien zwar eindeutig ist, doch nie eigenständig, da sie als Teile eines Ensembles immer auch zum Ganzen gesehen und verstanden werden müssen. Das Wechselspiel von Farbe und Form zeigt sich am deutlichsten dann, wenn Sabine Straßburger für eine Bilderfolge eine Grundfarbe verwendet, aus der sich dann Formen herausbilden, indem die Farbe entweder mit weiß aufgehellt oder im Gegenteil angeschwärzt wird. In der „series gront“ (Rote Serie: Pigmente, Oel, Asphaltlack auf Papier, 6x40x155 cm) kriechen aus dem roten Grund schwarze Formen
und verschwinden wieder, wobei durch das Aufhellen der Pigmente hier zusätzlich noch ein Lichteffekt erzielt wird als ob hinter den Bildern viele winzige Strahler versteckt wären.
Auch Anette Venzlaff hat sich großflächige Bildfolgen zum Prinzip gemacht. Doch statt förmlich zu malen, zeichnet die Trägerin des „Bremer Förderpreis für Bildende Kunst“ (1988) lieber. Mit lebendigem Strich bringt sie dabei Erzählungen aufs Papier, die Titel wie „Unsere Katze denkt japanisch“ tragen. Diese wurden in der Weserburg zwar einfach an die Wand gepinnt, doch sind die Arbeiten darum nicht weniger wirksam. Anette Venzlaffs Bildgeschichten sind intuitiv und werden immer wieder von weißen Feldern unterbrochen, um dann an späterer Stelle wiederaufgenommen zu
werden oder aber ins Leere zu führen. Abwechselnd dominiert dabei einmal die Farbe, dann wieder die Linie. In der Serie „Tote Ratte“ (Ölkreide'Acryl, Graphit auf Papier) ist einmal Vieh knallrot ausgemalt, dann ist wieder nur eine uneindeutige Linie zu sehen. Die weißen Felder tauchen auch hier wieder auf wie Zäsuren, die zum eigenen Weiterspinnen der Geschichte auffordern.
Die eigenen Assoziationen sind ja auch das Schöne an diesen Bildern! Elke Webe
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