: 70 Arbeitsplätze bedroht
■ Die Deutsche Hypothekenbank verlagert ihren Hauptsitz von Bremen nach Frankfurt Über 70 Arbeitsplätze gefährdet / Bremer Börse erwartet Umsatzrückgang
Der EG-Binnenmarkt wirft seine ersten Schatten voraus. Für Bremens Wirtschaftspolitik deuten sich düstere Perspektiven an. Die Deutsche Hypothekenbank Frankfurt-Bremen, zu über 90% im Besitz der Dresdner Bank, wird ihren Hauptsitz von Bremen nach Frankfurt verlegen. Begründung der Unternehmensleitung: Sicherung der Konkurrenzfähigkeit der Hypothekenbank auf dem europäischen Markt. Die Umstrukturierung geht aber über die Verlegung des Sitzes hinaus. Rückwirkend zum 1.1. dieses Jahres fusioniert die Deutsche
Hypobank mit der Pfälzische Hypothekenbank in Ludwigshafen, umfangreiche Rationalisierungen und die Zentralisierung der wichtigen Geschäftsbereiche in Frankfurt sind geplant. Bremen wird aus dem Namen der Hypobank gestrichen, hier bleibt lediglich eine Filiale.
Bisher wurden hier, zumindest offiziell, die wichtigen Unternehmensentscheidungen getroffen und der gesamte Geschäftsbereich für den norddeutschen Raum bis hin zur Geldbeschaffung für die Hypotekendarlehen abgewickelt. Bis vor wenigen Jahren wurde von Bremen aus auch die Altbestandsverwaltung für die BRD erledigt. Zukünftig wird hier nur noch das Neukreditgeschäft und die Verwaltung der Altdarlehen für die vier norddeutschen Küstenländer gemacht. Der Passivbereich und die gewerblichen Darlehen werden von Frankfurt aus bearbeitet. Die Umstrukturierung bedarf noch der Zustimmung von Vorstand, Aufsichtsrat und Hauptversammlung des Unternehmens. Dies gilt aber als formaler Akt.
Der Betriebsrat in Bremen
rechnet mit einer Reduzierung der bisherigen Arbeit um etwa 80%. Dafür werden nach seinen Berechnungen von den derzeit 105 MitarbeiterInnen nur noch 30 benötigt. Demgegenüber spricht der Hypobank-Vorstand von etwa 70 Arbeitsplätzen, die in Bremen erhalten bleiben sollen. 25 MitarbeiterInnen sollen einen neuen Arbeitsplatz in Frankfurt erhalten, zehn werden entlassen.
Der Betriebsrat hat gestern seinen Widerstand gegen die Umstrukturierungspläne angekündigt. Ruth Strangmann, Betriebsratsvorsitzende und Mitglied des Aufsichtsrats, setzt sich dafür ein, alle Arbeitsplätze in Bremen zu erhalten. Die Arbeit könne hier genauso effektiv und viel kostengünstiger als in Frankfurt erledigt werden. Strangmann mußte aber einräumen, daß es keine rechtlichen Möglichkeiten gegen die Planungen der Unternehmensführung gibt. Zur Zeit laufen erste Gespräche zwischen Betriebsrat und Unternehmensleitung mit dem Ziel, einen Interessensausgleich zu erreichen.
Der Sprecher der Gewerkschaft 'Handel, Banken und Ver
suicherungen‘ (HBV), Klaus Busch, befürchtet einen erheblichen Verlust der Standortattraktivität Bremens und eine weitere Verstärkung des „regionalen Ungleichgewichts„in der Bundesrepublik zugunsten des Bankenplatzes Frankfurt. Busch bedauerte gestern, daß mit der Hypo-Bank ein weiteres, „alteingesessenes“ Bremer Unternehmen - die Hyppobank gibt es in Bremen seit 1948 - die Hansestadt verlassen wird. Gleichzeitig befürchtet er weitere Fusionen in diesem Bereich und die Fortsetzung des „schleichenden Arbeitsplatzabbaus“ bei den Großbanken.
Durch die Einstellung des Passivgeschäfts der Hypobank Bremen sieht der Geschäftsführer der Bremer Börse, Axel Schubert, einen erheblichen Umsatzrückgang auf sich zukommen. Immerhin hatte die Bank im vergangenen Jahr Wertpapiere in einer Gesamthöhe von 1,1 Milliarden Mark in Bremen herausgegeben. Zu Entlassungen oder gar zur Streichung der Umzugspläne der Bremer Wertpapierbörse werde es aber nicht kommen, versicherte Schubert. om
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