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FU verschwendet Millionenbeträge

■ Landesrechnungshof rügt ineffiziente Medizinverwaltung / Jahrelanger Schlendrian wurde nicht abgestellt / Mehrkosten durch 32 neue Stellen für die umstrittene, von Kewenig durchgeboxte Verwaltungsteilung

Der Landesrechnungshof hat der Verwaltungsabteilung der Freien Universität (FU) eine Abfuhr erteilt. Die im Februar fertiggestellte Studie stellt erhebliche Mängel in der Wirtschaftsführung der Universitätsklinika fest. Ihr Resümee ist eine Ohrfeige für den Medizinkanzler von Detmering, der schon im Dezember die Segel gestrichen hatte - aber auch für die Verantwortlichen der Verwaltungsabteilung, Kewenig und Heckelmann.

Die Verwaltung der FU sollte besser funktionieren: Dies war die erklärte Absicht des damaligen Wissenschaftssenators Wilhelm Kewenig und des FU-Präsidenten Dieter Heckelmann, als sie vor fünf Jahren die FU-Verwaltung zweiteilten. Neben der allgemeinen Verwaltung richteten sie eine separate Medizinverwaltung ein.

Die Studie des Rechnungshofs resümiert nun: „Die (...) Beanstandungen im Geschäftsbereich des Kanzlers für den medizinischen Bereich lassen deutliche Zweifel an der Effektivität der Medizinischen Universitätsverwaltung aufkommen: Jedenfalls konnte die Medizinische Universitätsverwaltung nach den Erkenntnissen des Rechnungshofes bisher weder ihren eigenen Erwartungen noch den Vorstellungen des Kuratoriums der Freien Universität gerecht werden. Schließlich haben sich auch die Erwartungen des Senats nicht erfüllt. (...)“

Die Verwaltungsabteilung ist ein teures Unterfangen: Über eine Million Mark kostet sie die FU pro Jahr, da 32 Stellen neu besetzt werden mußten. Umstritten war sie vor allem, weil sie von Kewenig und Heckelmann dazu genutzt wurde, reformorientierte FU-Beamte zu entmachten. Insider der FU argwöhnten, daß die Teilung überhaupt nur zu diesem Zweck durchgeführt wurde.

Heckelmann und der Senat verwiesen 1984 jedoch auf die Versäumnisse der bisherigen Einheitsverwaltung und legten eine lange Mängelliste vor. Diese Liste wird ihnen heute vom Landesrechnungshof vorgehalten mit der Bemerkung: „Ende 1987 - über drei Jahre nach Dienstantritt des Kanzlers für den medizinischen Bereich - waren die (...) Schwachstellen nahezu unverändert geblieben.“

Der Rechnungshof rügte vor allem, daß die Universitätsklinika nicht in der Lage sind, wirtschaftliche Jahresabschlüsse vorzulegen, die für die Betriebsführung notwendig sind. Mehrfach war die FU-Medizinverwaltung in den vergangenen Jahren aufgefordert worden, die Jahresabschlüsse für ihre Klinika fertigzustellen.

Terminzusagen hatte sie jeweils nicht eingehalten, so daß 1987 sogar Wissenschaftssenator Turner ungehalten reagierte und Heckelmann schriftlich erklärte, daß ihm das Verständnis dafür fehle. An den fehlenden Jahresabschlüssen änderten solche Interventionen nichts. So kann bislang nur geschätzt werden, wie die „Ertragslage“ im FU-Klinikbereich ist: Im Vorjahr wurde allein für die Polyklinik des Klinikums Steglitz ein Defizit von fast 30 Millionen Mark geschätzt (die taz berichtete).

Beispielhaft führt der Rechnungshof weitere Mängel in der Betriebsführung der Klinika auf: in der Personalrechnung, bei den Stellenplänen und Personalstatistiken. Insgesamt hält der Rechnungshof das Rechnungswesen der Klinika „nur für eingeschränkt geeignet“. Dies schwäche nicht zuletzt die FU bei den Pflegesatzverhandlungen mit den Krankenkassen. Für die FU bedeutet das finanzielle Einbußen.

Winfried Sträter

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