Hoffen auf neue Regierung

■ Interview mit dem Schauspieler Will Quadflieg, der bei Garlstedt wohnt und beim Ostermarsch eine Rede hielt

taz: Berührt das Panzergleis Ihren unmittelbaren Lebensbereich?

Will Quadflieg: Natürlich. Das schneidet ja mitten durch unseren Wald. Durch alle Möglichkeiten, spazieren zu gehen. Ich bin nun zwei Tage hier, mitten in einer Tournee.

Haben Sie gehofft, daß die Proteste Erfolg haben?

Natürlich hat man am Anfang die Hoffnung gehabt, daß das irgendwie verhindert werden könnt. Das ist aber ganz illusorisch, wenn die Amerikaner noch hier sind und ihre Panzer hier rollen. Wir können und wir müssen dagegen protestieren und Zeichen setzen. An höchster Stelle, bei der NATO, muß das mal richtig von einer neuen Regierung gemacht werden.

Sie hoffen auf eine neue Regierung?

Ja, sicherlich. Das ist ja alles nötig und richtig mit dem Protestieren. Aber es ist natürlich eine vollkommen erfolglose Geschichte. Wenn man Reden hält, kommt da mehr raus, als wenn man versucht, Züge zu stoppen.

Waren auch andere Leute aus Heilshorn auf dem Ostermarsch?

Die Nachbarn aus meiner Gegend waren alle da. Das war ein ganz hübsches Häufchen. So genau kann ich das aber nicht beurteilen, weil ich im Grunde die Leute nicht kenne. Das sind Kleinbürger, die sich einfach fügen, alles hinnehmen, was kommt.

Aber Sie gehen davon aus, daß eine neue Regierung helfen kann?

Es ist eine grundsätzliche Renovierung möglich und nötig. Es ist jetzt über vierzig Jahre nach dem Krieg. Die Leute haben uns ja geholfen, die Nazis zu beseitigen, aber jetzt muß man mal neu denken und fragen: Was tun die Amerikaner jetzt eigentlich noch in unserem Land? Im Mai kommt ja der Gorbatschow nach Bonn, da müssen die Leute in irgendeiner Weise Farbe bekennen. Sie können nicht mit der rechten Hand ein Friedensangebot annehmen und mit der linken Hand den Jäger 90 bauen. Diese Schizophrenie ist nicht durchzuhalten auf Dauer. Fragen: B.D