: Brandanschläge gegen Aussiedlerheime
Drei Brandanschläge auf Durchgangsstelle für Aussiedler in Nürnberg / Tatverdacht gegen drei Skinheads bislang nicht erhärtet / Anschlag auf Flüchtlingsunterkunft in Oberpfalz ■ Aus Nürnberg Bernd Siegler
Trotz intensivierter Objektschutzmaßnahmen kam es in der Nacht zum Dienstag zu einem erneuten Brandanschlag auf die Durchgangsstelle für Aussiedler im Nürnberger Stadtteil Langwasser. Bereits in den Nächten von Ostersamstag und -sonntag brannte es in den 15stöckigen Hochhäusern. 300 Aussiedler mußten evakuiert werden, vier Hausbewohner wurden mit Rauchvergiftungen in die Klinik eingeliefert. Der Sachschaden der Brände beläuft sich auf insgesamt etwa 140.000 Mark. Die Polizei schließt ein politisches Motiv nicht aus.
Seit einer Bombendrohung am 21. Februar, bei der 800 Bewohner evakuiert werden mußten, wird die aus den zwei ehemaligen Grundig-Hochhäusern bestehende Durchgangsstelle für Aussiedler von der Polizei verstärkt überwacht. Aufgrund vergangener Brandanschläge auf Flüchtlingswohnheime im Bamberger Raum hatte die Nürnberger Polizei den Bombenalarm sehr ernst genommen. Trotzdem brach gegen 21 Uhr am Ostersamstag im Heim 1 im 7. Stock in einem unbelegten Zimmer ein Brand aus. 25 Stunden später mußte die Feuerwehr erneut alarmiert werden. Ein Brand im gleichen Stockwerk erforderte aufgrund einer starken Hitze- und Rauchentwicklung die Evakuierung von 300 Bewohnern. „Bei der gegebenen Sachlage ist ein politisches Motiv nicht ausgeschlossen“, lautet die Einschätzung der Polizei, die kurz nach dem zweiten Brand in unmittelbarer Nähe der Durchgangsstelle drei Skinheads festgenommen hatte. Die 14-, 15- und 19jährigen wurden nach der Vernehmung wieder entlassen. Der Tatverdacht habe sich nicht erhärten lassen.
In der Nacht zum Dienstag kam es im gegenüberliegenden Hochhaus erneut zu einem Schwelbrand. Der Sachschaden des Feuers im 11. Stock wurde auf 10.000 Mark geschätzt. Die Kriminalpolizei hat mittlerweile Experten des Landeskriminalamtes eingeschaltet.
Auch in der Oberpfälzer Stadt Schwarzenfeld (Landkreis Schwandorf) wurde ein Anschlag auf ein Flüchtlingswohnheim verübt. In der Nacht zum Ostersamstag warfen Unbekannte einen Molotow-Cocktail durch das geschlossene Küchenfenster in die von 75 Flüchtlingen aus Jugoslawien, Polen und Rumänien bewohnte Unterkunft. Aufgrund des Steinbodens konnte sich das Feuer nicht weiter ausbreiten.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen