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DDR: Einseitige Truppenreduzierung

■ Ankündigung für April auf Treffen hochrangiger Offiziere von Bundeswehr und Nationaler Volksarmee

Hamburg (ap) - Der Truppenabbau des Warschauer Pakts soll in der DDR bereits im April beginnen. Das habe der Generalmajor der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR, Rolf Lehmann, bei einem Treffen mit Bundeswehroffizieren in Hamburg mitgeteilt, berichtete der Leiter des Hamburger Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, Egon Bahr, am Mittwoch in der Hansestadt. In dem Institut waren fünf Offiziere der NVA sowie vier Offiziere der Bundeswehr -Führungsakademie erstmals zu Gesprächen zusammengetroffen.

Bahr sagte nach den zweitägigen Gesprächen, der DDR-Militär habe eine einseitige Truppenreduzierung angekündigt, die „sichtbar und nachvollziehbar“ sein werde. Nach der Nationalen Volksarmee würden auch die sowjetischen Truppen in der DDR im Mai mit diesen Abrüstungsschritten des Ostens beginnen. Die Offiziersdelegationen beider Seiten nahmen an der Pressekonferenz nicht teil, der Bundeswehrgruppe war dafür keine Sprecherlaubnis erteilt worden.

Nach den Worten Bahrs zeigten sich bei dem Treffen die Offiziere aus Ost und West einig in der Einschätzung, daß auch „ein rein konventioneller Krieg für Gesellschaft und Staaten in Mitteleuropa nicht überlebbar“ sei. Sowohl die Bundeswehrvertreter als auch die DDR-Offiziere hätten erklärt, daß Verteidigung begrenzt sein müsse „auf das bloße Ziel der Wiederherstellung der Integrität des eigenen Territoriums - nicht mehr“.

Diese gemeinsame Ansicht spiegele auch eine Veränderung der Doktrin im Warschauer Pakt wider. So habe die DDR-Seite erklärt, daß an der Militärakademie in Dresden ein Nachdenken über präventives Vorgehen der Streitkräfte „nicht mehr stattfindet“. Ein Teilnehmer der Gesprächsrunde habe als Zukunftsforderung festgestellt: „Es ist Aufgabe der Streitkräfte, den Krieg im Frieden zu beenden.“

Bahr räumte ein, daß die Gespräche zwischen den Militärs der beiden Systeme „naturgemäß ein bißchen schwierig begonnen“ hätten. Dennoch habe die westliche Seite in einer offenen und sachlichen Atmosphäre auch problematische Themen wie den Schießbefehl an der innerdeutschen Grenze angesprochen und deutlich gemacht, daß die Vorfälle als „Belastung“ empfunden würden.

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