: „Erste Hausbesetzung“ in Norden
■ Sie begann im Morgengrauen und dauerte nur zwölf Stunden / Jugendliche wollten selbstbestimmte Wohnwerkstatt aufmachen / Stadt will Abriß und Straße bauen
Gestern begann - und endete die erste Hausbesetzung in der Geschichte des ostfriesischen Städtchens Norden. Etwa 15 junge Frauen und Männer waren gegen vier Uhr morgens in ein leerstehendes Wohnhaus in der Stadtmitte eingedrungen und hatten Fenster und Türen verbarrikadiert. „Erste Norder Hausbesetzung“ sprühten sie an die Wand. Ziel ihrer Aktion: Sie wollten in dem baufälligen Haus ein „Wohnwerkstatt für selbstbestimmtes Arbeiten und Leben“ einrichten. Ihre Argumente: Die Stadt hat nur Geld für die Touri
sten, für die Jugendlichen, unter denen die Arbeitslosigkeit besonders hoch ist, gibt sie nichts aus.
Doch die Verwaltung des Touristenstädtchens hat was anderes mit dem Gebäude vor.
Sie will es abreißen und dort eine Straße bauen. Der Gemeindedirektor erstattete Strafanzeige gegen die BesetzerInnen und ließ die Polizei aufmarschieren. Mehr als 150 Beamte mit Schutzschilden und Helmen umstellten das baufällige Haus. Hunderte von NorderInnen eilten an den Ort des Ge
schehens. Doch zu Auseinander setzungen kam es nicht: Die Stadt bot den jungen Leuten an, daß sie straffrei ausgehen, wenn sie das Haus widerstandslos verlassen. Darauf ließen sich die Besetzer am Nachmittag ein. Ihre Personalien wollte die Polizei aber denDaraus wurde in Norden also nichts, vorerst. kvr
Noch gestern abend sollte das Haus abgerissen werden. Der Bagger einer Baufirma war schon vor dem Haus aufgefahren, als die Besetzer noch drin waren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen