: Nostiz vor der Einigung?
■ BesetzerInnen des Hauses Nostizstraße 49 akzeptieren Senatsvorgaben / Schwierigkeiten mit Ersatzhäusern
Beim Frühstück gestern in der besetzten Nostizstraße 49 war der Tenor eindeutig. Zu den Verhandlungen mit dem Senat gibt es keine Alternative - es sei denn die Räumung. So erklärten die BesetzerInnen denn auch, daß sie dem Verhandlungsangebot des Bausenators vom Dienstag prinzipiell zustimmen. Das bedeutet: vier Wohnungen mit Einzelmietverträgen in der Nostizstraße und ein Ersatzhaus zum Aufbau eines Selbsthilfeprojektes. Doch mit Ersatzstandorten sieht es nicht gerade rosig aus. Der Vermittler Pfarrer Mankiewicz von der benachbarten Passionsgemeinde hat zwar „zwei leerstehende Seitenflügel im Kiez“ vorgeschlagen, doch bei denen wie auch bei den anderen drei Objekten, die Baustadtrat Orlowsky im Visier hat, türmen sich eine Reihe von Schwierigkeiten auf. Zum einen sind sämtliche Objekte im Privatbesitz, es bedarf also der Zustimmung des Eigentümers, zum andern ist die Finanzierung künftiger Modernisierungsmaßnahmen noch ungeklärt. Knackpunkt bei allen möglichen Ersatzhäusern ist jedoch der Zeitplan. Sämtliche Objekte sind, laut Orlowsky, in so marodem Zustand, daß ein baldiger Umzug dahin ausgeschlossen ist. Demgegenüber sollen die BesetzerInnen die Nostizstraße 49 bereits nächste Woche wegen Modernisierung verlassen. Für die Zwischenzeit - Orlowsky spricht von mehreren Wochen könnte der Bezirk den BesetzerInnen nichts anderes anbieten, als „mit dem Rucksack durch die Gegend zu tingeln“.
Erste Erfolge weiß dagegen die gestern gegründete Arbeitsgemeinschaft gegen Wohnungsleerstand beim Bausenat zu vermelden. Nach einem Gespräch mit den Eigentümern des Hauses Cuvrystraße 35 sind eine Privatmodernisierung und die damit verbundenen unbezahlbaren Mieten vom Tisch. Günther Fuderholz, Planungsreferent beim Bausenator und Mitglied der Arbeitsgruppe, dementierte zudem, hinter den Eigentümern stünde die berüchtigte „Data Domizil“. Ein schärferes Wohnungsaufsichtsgesetz sei erst „mittelfristig geplant“. Es werde jedoch daran gedacht, unangenehm aufgefallene private Hauseigentümer von öffentlicher Förderung auszuschließen. Bausenator Nagel wird in einem Gespräch mit den städtischen Bauträgern auch den unnötigen Leerstand in deren Modernisierungshäusern thematisieren.
Dirk Ludigs
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