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Bekennerbrief zum Imam-Mord

■ Proiranische Gruppe bekennt sich zum Brüsseler Doppelmord / Angriff auf Saudi-Arabiens Herrscher

Brüssel/Berlin (afp/dpa/taz) - Einen Tag nach der Ermordung des Imam der Brüsseler Moschee, Abdullah al Ahdal, und des Bibliothekars Salem el Behir, hat die „Organisation der Soldaten des Rechts“ die Verantwortung für die Tat übernommen. In einem gestern in Beirut veröffentlichten Schreiben heißt es, die Gruppe, die sich auch zu der Ermordung eines saudischen Diplomaten am 18.Dezember in Bangkok bekannt hatte, habe an dem Imam ein „Gottesurteil“ vollstreckt.

Abgesehen von dieser Formulierung, die Erinnerungen an Khomeinis Todesurteil gegen den Autor Salman Rushdie weckt, fehlt in der Erklärung jeder weitere Bezug auf diese Affäre. Statt dessen wird das saudische Königshaus frontal angegriffen. Die beiden Opfer, so heißt es in dem Bekennerschreiben weiter, seien Verräter und Feinde des Islam gewesen und hätten mit Einverständnis des saudischen Königshauses mit dem israelischen Geheimdienst Mossad zusammengearbeitet. „Die Köpfe dieser Handvoll von Tyrannen im Hedschas (...) sind in Reichweite unserer heiligen Kämpfer“, heißt es unter Anspielung auf die Herrscherfamilie in Riad.

Die „Soldaten des Rechts“ sind den Kreisen radikaler, proiranischer Schiiten im Libanon Fortsetzung Seite 2

zuzurechnen. Anders als zwei andere Organisationen aus dem gleichen Umfeld haben sie sich nicht öffentlich zum Mordaufruf Khomeinis bekannt.

Der Imam der Moschee und sein Mitarbeiter, die beide der sunnitischen Mehrheitsströmung des Islam angehören, waren am Mittwoch abend in ihren Arbeitsräumen im Islamischen Zentrum der belgischen Hauptstadt erschossen aufgefunden worden. Vermutungen wurden laut, daß die Tat mit der Rushdie-Affäre in Zusammenhang stehen könnte, da der Imam als Gegner der fundamentalistischen Auffassung Khomeinis bekannt war und sich z.B. geweigert hatte, eine Demonstration gegen den Autor zu organisieren.

Nach Angaben der Liga der Islamischen Welt, einer von Saudi -Arabien unterstützten Organisation islamischer Theologen, war der Imam von Iranern bedroht worden. Der Generalsekretär der Liga, Abdallah Amr Nassif, sagte der saudischen Zeitung 'Al Shark al Ausat‘ zufolge, al Ahdal habe ihn mehrmals von Brüssel aus angerufen, um ihn über „Morddrohungen von Iranern“ zu informieren, die er erhalten habe.

Die saudische Botschaft in Brüssel, die die Präsidentschaft über das Kulturzentrum führt, rief die überwiegend sunnitischen 250.000 Moslems des Landes auf, die Ruhe zu bewahren und Vertrauen in die belgische Justiz zu haben.

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