piwik no script img

Standbild: Tante Gertruds Superstar

■ Aktuelles Sportstudio

(Aktuelles Sportstudio, Samtag, 1. April, 21.55 Uhr, ZDF) Angetan mit einem schwarzweiß gestreiften Hemd, garniert mit einer grün-pinken Krawatte, wippt Schwiegermutters liebster Moderator Günther Jauch ins ZDF Sportstudio. Kopf einziehen! Fast hätte ein tieffliegender Tennisball seine rasante Rasierpinselfrisur geschnitten. Für einen winzigen Moment verliert er die Orientierung, strauchelt ein wenig, blinzelt. Ist hilflos. Diener rechts, Diener links. „Meine Damen und Herren, sie sind da!“ Uns Boris ist da! Was ist der wieder schick: schwarze Weste, klassisches weißes Hemd, teutonische Schönheit. Er habe seine Freundin gar nicht geheiratet. Alles Lügen. Wie mir, fallen der gesammten bundesdeutschen Jungfrauenliga die Steine vom Herzen. „Sag mal Boris, da haste Schwitzhändchen bekommen, als das in der Zeitung stand?“ Bevor er antwortet immer wieder dieser intelligente Blick in die Kamera: Also, wenn er heiraten würde, dann sage er das bestimmt nicht der 'Bild'-Zeitung, „das geht nur mich und meine zukünftige Frau was an - und unsere Eltern natürlich“. Wo er denn leben möchte? „Meine beste Sprache ist auch Deutsch, deshalb wollte ich auch in Deutschland leben.“ Die Unterhaltung ist beendet. Jetzt sollen die Jungs „Massentorwandschießen“. Als Boris keinen Treffer macht, spürt man mal wieder, daß Günther Jauch aus dem Fach kommt. Die Schlagzeile, „Becker nervös - kein Treffer wegen Hochzeit“, ist der Jauch-Clou des Abends. Gegen den routinierten Rundfunkveteranen vom bayerischen Rundfunk kommt selbst ein Harry Valerien nicht an. Boris ist sauer. Die Tennisasse müßten ja heute abend noch weg, flötet Jauch und gibt weiter auf den Bökelberg. Borussia Gladbach gegen Bayern München. Elton John soll der neue Financier der Gladbacher Kicker werden. Jauch, der „neue Millowitsch des ZDF“. Bei diesem Aprilscherz blieb dann trotz Applauszwang jedes Auge trocken. Komisch.

beba

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen