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Häuser auf Boot gebaut

■ Binnenschiff aus Frühmittelalter erfolgreich geborgen

„Seegehende Wikingerschiffe kennen wir rauf und runter“, kommentierte der angereiste Direktor des Schiffahrtsmuseums im Bremerhaven, Detlev Ellmers. Aber ein frühmittelalterliches Binnenschiff wie das gestern geborgene ist bisher nur einmal gefunden worden: 1973 bei Hafenarbeiten in Krefeld.

Das weit über 1.000 Jahre alte Boot lag tief in der Baugrube für das neue „Scandic Crown Hotel“ an der Böttcherstraße. Dort, wo bald BesucherInnen der Stadt wohnen werden, muß einst ein Weserarm geflossen sein. Darauf deutet auch eine Uferbefestigung hin, deren Überreste ebenfalls ausgegraben worden waren.

Dr. Hoffmann von der Bremer Denkmalspflege geht davon aus, daß das mittelalterliche Binnenschiff um das Jahr 1000 herum in einem natürlichen Wasserarm der Weser strandete und dann schnell im Schlamm versank. Später versandete das Terrain, und Menschen siedelten sich an. In der Baugrube fanden sich jedenfalls in höheren Schichten Rudimente von Häusern und Dunggruben, und Detlev Ellmers kommentierte: „Die Leute wohnten sich sozusagen auf ihrem Dreck nach oben.“

Das Boot ist 12 Meter lang, 2,50 Meter breit, aus Eichenholz gebaut, und nach ersten Erkenntnissen besaß es weder einen Mast noch Dollen zum Rudern. Direktor Ellmers geht davon aus, daß das Binnenschiff flußabwärts mit der Strömung trieb und flußauf gestakt wurde.

Die Bergungsarbeiten brachten keine Probleme, sicherlich ein Glück für die Schiffsarchäologen. Denn es steht kaum zu erwarten, daß die Bauherren des „Scandic Crown Hotels“, der „schwedischen Herausforderung“, viel Verständnis für eine Unterbrechung der Bauarbeiten aufgebracht hätten. So aber war gestern Mittag schon keine Spur der Bergungsarbeiten mehr zu entdecken. Stahlgitter bedeckten die Baugrube und bald wird auch der Fundort unter einem Netz von Eisen verschwinden.

FWGU-Satz:!!!!

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