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Aoun lehnt Gespräche ab

■ Solidaritätsaktionen mit der Bevölkerung des Libanon in Paris / Heftigste Artilleriegefechte forderten in Beirut gestern 15 Tote

Paris/Beirut (afp/ap/dpa) - Frankreich hat am Mittwoch humanitäre Hilfe für den Libanon beschlossen, wo seit Mitte März ein blutiger Krieg zwischen der christlich -maronitischen Minderheitsherrschaft und moslemischen Milizen des prosyrischen Lagers tobt. Das französische Außenministerium sandte einen Sonderbeauftragten in die libanesische Hauptstadt Beirut, der vor Ort die dringendsten Bedürfnisse der Bevölkerung ermitteln soll.

Staatschef Mitterand hat bei seinem Treffen mit Bundeskanzler Kohl am Dienstag gesagt, er befürchte, durch die anhaltenden Kämpfe „laufe eine gesamte Bevölkerung Gefahr,...in den kommenden Tagen, Wochen, Monaten vernichtet zu werden“, und hatte an das „Gewissen der Welt“ appelliert, sich des Konflikts im Libanon anzunehmen. Ca. 600 Personen, darunter zwei Exbotschafter in Beirut, nahmen am Dienstag an einer Solidaritätskundgebung in Paris teil und beantragten bei der Botschaft Libanons in Paris symbolisch die libanesische Staatsangehörigkeit. Der 1986 entführte und zehn Monate im Libanon als Geisel gehaltene Marcel Coudairi demonstriert mit einem Hungerstreik vor der syrischen Botschaft in Paris für die Einstellung der Kämpfe.

Aus Beirut wurde die heftigste Artillerieschlacht seit fünf Jahren gemeldet. Fünfzehn Menschen fanden am Mittwoch morgen den Tod, ca. 50 wurden verletzt. Die „Libanesische Front“, ein Zusammenschluß christlicher Spitzenpolitiker, lehnte ein Treffen mit dem Libanon-Ausschuß der Arabischen Liga ab, der seit Dienstag in der syrischen Hauptstadt Damaskus mit den Chefs der moslemischen Milizen über einen sofortigen Waffenstillstand verhandelt. Erstmal seit Beginn der Auseinandersetzungen gab unterdessen die mächtigste Christenmiliz „Forces Libanaises“ ihre Beteiligung auf seiten des Militärchefs General Aoun bekannt. Aoun, der den erneuten Kriegsausbruch provozierte, rief die Beiruter Bevölkerung auf, sich „auf einen langen Kampf“ einzustellen.

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