piwik no script img

Vietnam zieht aus

■ Bis Ende September wird Hanoi seine Truppen aus Kamputschea abziehen / Vietnam braucht dringend Hilfe aus dem Westen

Phnom Penh/Hanoi (dpa/taz) - Vietnam hat seine Entschlossenheit bekräftigt, bis September 1989 alle Soldaten aus dem Nachbarland Kamputschea abzuziehen. Der Abzug werde unter Aufsicht einer internationalen Streitmacht mit 600 Soldaten erfolgen, sagte Kamputscheas Premierminister Hun Sen am Mittwoch vor der Presse in Phnom Penh. Er fügte jedoch hinzu, daß die Vietnamesen jederzeit zurückgerufen werden könnten, falls die Roten Khmer in Kamputschea wieder an die Macht kommen sollten.

Daß es dem von Hungersnot und ökonomischer Flaute gebeutelten Vietnam ernst ist, wird spätestens seit dem letzten Jakarta-Treffen (Jim II) der beteiligten Konfliktparteien nicht mehr bezweifelt. Weder läßt Gorbatschows angekündigte Drosselung der UdSSR-Militärhilfe für den Verbündeten eine andere Wahl, noch kann es sich Hanoi leisten die dringend benötigten Investitionen westlicher Investoren auf die lange Bank zu schieben.

Gleichzeitig veröffentlichte der vietnamesische Außenminister Nguyen Co Thach in Hanoi ein Kommunique, auf das sich die Regierungen von Vietnam, Kamputschea und Hanoi geeinigt haben. Darin wird die Einstellung sämtlicher Militärhilfe für alle kamputscheanischen Parteien bis Ende 1989 gefordert. Prinz Sihanouk, Führer der antivietnamesischen, von China unterstützten Widerstandskoalition, hat sich kürzlich um Militärhilfe aus Washington bemüht.

Nach einem Vorschlag der drei indochinesischen Regierungen sollte die internationale Kontrollkommission wieder ins Leben gerufen werden, die bereits die Umsetzung der Genfer Verträge von 1954 überwacht hat. Neben Vertretern aus Indien, Polen und Kanada sollten ihr UN-Generalsekretär Javier Perez de Cuellar sowie Vertreter aus Indonesien angehören. Bislang lehnten Hanoi und Phnom Penh die Entsendung einer internationalen Friedenstruppe nach Kamputschea ab. Nach wie vor wurde allerdings die Auflösung der Volksrepublik Kamputschea, wie sie Prinz Sihanouk fordert, ausgeschlossen.

Sl

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen