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Namibia-betr.: "namibia wird unabhängig: was bringt und das?", taz vom 1.4.89

betr.: „Namibia wird unabhängig: was bringt uns das?“,

taz vom 1.4.89

(...) Wäre das schwarze Namibia so naiv-hinterwäldlerisch und demütig, wie es Pedersen darstellt, dann hätte Südafrika keine 100.000 Mann starken Truppen gebraucht, um die Unabhängigkeit bis 1989 zu verzögern. Aber den „schwarzen Feldarbeiter mit demütig an die Hosennaht gepreßtem Strohhut“ hat er ja gar nicht gefragt, weil er von vornherein meint, daß der „sicher auch keine Antwort“ weiß. Er zitiert lieber einen „westlichen Diplomaten“, der mit „erfrischender Offenheit“ seine Ahnungslosigkeit beweist: „Seien wir ehrlich, die meisten Schwarzen kennen nicht mehr als das nächste Dorf.“ So etwas glaubt er in einem Land, wo die aufgezwungene Wanderarbeit fast jeden arbeitsfähigen männlichen Afrikaner und viele Frauen etliche Male kreuz und quer durch das Land transportiert hat.

Das ist übliche Herrenrassenarroganz, die immer selbst am besten weiß, was die Schwarzen wollen und was gut für sie ist und sie deshalb vorsichtshalber weder fragt noch wählen läßt. (...)

Sicher gibt es keinen Grund, über den Unabhängigkeitsprozeß in Namibia vorzeitig in Jubel auszubrechen. Dafür gibt es zu viele offene Probleme und versteckte Fußfallen. Die taz -LeserInnen haben ein Anrecht darauf, handfeste Informationen über diese Probleme zu bekommen und nicht Windhoeker Hotelbarkonversation.

Werner Hillebrecht, Bremen

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