: Heftige Kämpfe in Nordnamibia dauern an
■ Widersprüchliche Angaben über Todesopfer / Treffen zwischen Südafrikas Außenminister Botha und Vertretern aus Kuba geplant
Johannesburg (afp/dpa) - Die heftigen Kämpfe im Norden Namibias dauerten gestern an. Schon im frühen Morgengrauen seien erneut südafrikanische und namibische Polizeikräfte ausgerückt, um Jagd auf die eingesickerten „regierungsfeindlichen Guerillakräfte“ zu machen, sagte ein Polizeisprecher. Die letzte Todesbilanz seit Beginn der Kämpfe am vergangenen Samstag bezifferte die Zahl der Opfer am Donnerstag nachmittag auf 252 Guerilleros von der Südwestafrikanischen Volksorganisation (Swapo) sowie 27 südafrikanische und namibische Polizisten und Soldaten. Allein am Donnerstag sind nach Angaben der Polizei mindestens 32 Buschkrieger bei einem der schwersten Zusammenstöße der nunmehr fast einwöchigen Kämpfe gefallen. Ein Sprecher der Swapo in Harare (Simbabwe) hat diese Angaben zurückgewiesen und die namibischen Polizeikräfte beschuldigt, auch zivile Bewohner des Gebiets getötet zu haben. Bisher seien 38 Swapo-Kämpfer erschossen worden. Nach Informationen der Nachrichtenagentur 'afp‘ gibt es keine Anzeichen dafür, daß die mutmaßlich 1.500 nach Namibia vorgerückten Guerillakräfte auf ein Amnestie-Angebot der Behörden eingehen würden. Windhuk hatte ihnen ein Ultimatum bis Samstag gestellt, ihre Waffen niederzulegen und sich zu ergeben oder über die namibische Grenze wieder nach Angola zurückzukehren.
Bei einem für Samstag vorgesehenen Treffen zwischen dem inzwischen in Namibia eingetroffenen südafrikanischen Außenminister Roelof Pik Botha mit Vertretern Kubas und Angolas sowie US-amerikanischen und sowjetischen Beobachtern soll ein Waffenstillstand erreicht werden. Der am 1. April begonnene Unabhängigkeitsprozeß in der ehemaligen deutschen Kolonie soll dadurch wieder in Gang gebracht werden. Angola, Kuba und Südafrika hatten - unter Vermittlung der USA - am 22. Dezember 1988 das Abkommen über die Unabhängigkeit von Namibia und den Abzug der 50.000 kubanischen Soldaten aus Angola unterzeichnet.
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