piwik no script img

Einmischung tut gut!

■ Zum Besitzanspruch Sarneys über das Amazonasbecken

Für den aufrechten Kämpfer wider die Weltbank ist es sicher ein Alptraum: Stell Dir vor, es gibt einen handfesten Krach zwischen einem hochverschuldeten Drittweltland und der Bank, und Du stehst unversehens auf deren Seite! Wenn jetzt Brasiliens Präsident Jose Sarney „internationalen Organisationen“, die sich für den Erhalt des Tropenwaldes einsetzen, Einmischung in die inneren Angelegenheiten vorwirft - mit der Devise: „Unser Amazonasbecken gehört uns“ - , so ist das klar an die Adresse der Weltbank gerichtet. Sie war es, die kürzlich einen Kredit auf Eis legte, mit denen riesige Flächen Tropenwaldes vernichtet werden sollten.

Die Eltern des zumindest vorübergehenden Kredit-Stornos sind indes vor allem die internationalen Umweltorganisationen, deren starke Lobby-Arbeit der Weltbank offenbar keine andere Wahl ließ. Insoweit können sich diese Verbände inklusive die Berliner Anti-Weltbank-Kampagne vom vergangenen Herbst ruhig mitangeklagt fühlen - Hand in Hand mit der Weltbank. So ist das bei einem politischen Erfolg.

Über die Legitimität dieser Einmischung kann es keinen Zweifel geben. Wem das Argument der gemeinsamen Verantwortung aller für die Um-„Welt“ zu global ist bitteschön, es geht auch eine Nummer kleiner: Wenn schon der Urwald irgend jemandem exklusiv gehört, dann nicht Sarney in Brasilia, sondern den Indianern im Wald. Und deren Protest gegen die Waldvernichtung ist deutlich genug. Solange sie verfolgt werden, wenn sie in Washington die deutsche Weltbankvertretung kontaktieren, solange brasilianische Bürgerrechtler ermordet werden, geht es nicht ohne den Druck ausländischer Organisationen. Und wenn man dann die Weltbank dazu gebracht hat, einen furchtbaren Kredit zu stoppen, so hilft niemandem ein Rückzieher mit dem Argument, die so mächtige Weltbank solle erstmal die Nordsee wieder herrichten.

Ulli Kulke

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen