: Khomeni geißelt EG-Kehrtwende
■ Khomeni: Urteil gegen Rushdie muß vollstreckt werden
Teheran (afp/ap) - Am Samstag hat der iranische Präsident Ali Khamenei zum wiederholten Male bekräftigt, daß das von Ayatollah Khomeini verhängte Todesurteil gegen den indisch -britischen Schriftsteller Salman Rushdie vollstreckt werden muß. Der Spruch gegen den Autor der Satanischen Verse lasse keine Bedingungen offen und dauere in seiner Wirkung an. Demzufolge müsse Rushdie exekutiert werden, sagte der Staatspräsident einer Meldung 'Radio Teherans‘ zufolge.
Khamenei, der die iranischen Botschafter und Geschäftsträger bei den EG-Staaten empfing, fügte hinzu, die Kehrtwendung gewisser westlicher Länder, ihre Botschafter doch wieder nach Teheran zu schicken, sowie die Stellungnahme der Islamischen Weltkonferenz vom 16.März hätten einmal mehr die Größe des Islam ans Tageslicht gebracht. Das Todesurteil gegen den untergetauchten Autor habe den „Glanz des Islams und die Tiefe des islamischen Glaubens“ wiederbelebt.
Teheran wünsche, so Khamenei, gesunde Beziehungen zu den europäischen Ländern, und dies sei nur möglich, wenn sie auf dem gegenseitigen Respekt der Prinzipien jeder Nation gründeten. Wie es allerdings der Iran selbst mit solchen Prinzipien auf Gegenseitigkeit hält, ist spätestens seit dem Doppelmord in Brüssel an dem saudiarabischen Khomeini -Kritiker Al-Ahdal und seinem Bibliothekar deutlich.
Zu dem Attentat, daß seinerzeit nur wenige Meter von dem Gebäude der Europäischen Gemeinschaft entfernt stattfand, bekannte sich die pro-iranische Gruppe „Soldaten der Wahrheit“. Die belgische Regierung hatte danach verstärkten Schutz für die in Belgien lebenden 250.000 Moslems angeordnet.
Der Iran hatte auf dem Außenministertreffen der Islamischen Weltkonferenz zwar keine Rückendeckung für den Mordbefehl, wohl aber für die Verurteilung Rushdies erhalten.
14 westliche Länder, darunter die zwölf EG-Staaten, hatten aus Protest gegen das Todesurteil ihre Botschafter aus Teheran zurückgerufen. Im Gegenzug hat dann Iran seine Botschafter aus den EG-Ländern zurückbeordert und am 6.März seine Beziehungen zu Großbritannien abgebrochen. Großbritannien hatte erklärt, es werde seine Beziehungen erst dann wieder aufnehmen, wenn das Todesurteil gegen Rushdie aufgehoben sei. Bis auf die Bundesrepublik Deutschland und Frankreich haben inzwischen alle EG-Länder ihre Botschafter wieder nach Teheran geschickt und die Weichen auf Deeskalation gestellt.
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