: Alaska-Öl „on the rocks“
■ In Valdez blüht das Geschäft mit der Katastrophe / Großer Run auf die lukrativen Exxon-Jobs als Öl-Schrubber / Eine Übernachtung im Auto kostet bis zu 50 Dollar
Valdez (dpa/taz) - Die Ölpest vor Alaska, ausgelöst durch das schwerste Tankerunglück in der Geschichte der USA, wird zum Tummelplatz für Schaulustige und Geschäftstüchtige. Der Katastrophentourismus erlebt nie geahnte Dimensionen.
Wie die 'Washington Post‘ schreibt, gibt es inzwischen ab 30 Dollar in Valdez ein T-Shirt mit dem Bild des Tankers auf dem Riff und der Schrift „On the rocks“ zu kaufen. Auch Hemden mit zwei schwarzen Öl-Händen sind auf dem Katastrophenmarkt: „Clean-Up-Crew“ steht darauf. Hubschrauberrundflüge über die ölverseuchten Gebiete des Prince-William-Sunds werden für 500 Dollar die Stunde angeboten.
Der größte Andrang allerdings herrscht bei den Jobs für freiwillige Helfer. Exxon hat inzwischen mehr als 1.000 Leute angeheuert, die den schmierigen Ölbrei von den Felsen schrubben oder die Küsten und Häfen von Öl befreien sollen. Arbeit gibt es reichlich und wahrscheinlich auf Wochen hinaus, denn rund 1.500 Kilometer Küste sind ölverseucht. 16,67 Dollar Stundenlohn zahlt Exxon zum Beispiel für die Öl -Schrubber, das ist mehr als ein Facharbeiter in den Vereinigten Staaten im Schnitt verdient. 18 Dollar holt der Chef einer Acht-Mann-Gruppe heim, die im Hafen von Valdez Öl sammelt.
Der Zulauf ist entsprechend. Valdez, das sonst knapp 3.500 Einwohner zählt, platzt aus allen Nähten. Solche Boomzeiten hat der Ort zuletzt in den sechziger Jahren erlebt, als in Alaska Öl entdeckt wurde, und zu Zeiten des Goldrauschs.
Der Ansturm hat die Preise für Zimmer, Betten, Mahlzeiten, Taxis usw. explodieren lassen. Die elf Bars und acht Restaurants des Ortes machen Jahrhundert-Umsätze. Die fünfminütige Taxifahrt vom Flughafen nach Valdez kostet jetzt statt drei schon elf Dollar. Familien vermieten Zimmer für 100 Dollar die Nacht. Andere stellen für 50 Dollar ihr Auto als Schlafstatt zur Verfügung. Kommentar der 'New York Times‘: „Öl bedeutet Geld, egal in welcher Weise es auftaucht.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen