Ölverseuchung in der Unterweser

■ Schlimmste Ölverseuchung seit Jahrzehnten: Acht bis zehn Tonnen Bilgenöl illegal in die Weser abgelassen Ölteppich zwischen Brake und Bremerhaven über 30 km lang / Ein bißchen Alaska an der Unterweser

Oberkommissar Hoffmann von der Wasserschutzpolizei Bremerhaven ist entsetzt: „So eine Katastrophe haben wir seit Jahrzehnten nicht gehabt.“ Er spricht von dem über 30 km langen Ölteppich, der die Fahrbahnrinne der Weser zwischen Brake und Langlütjensand bei Bremerhaven entlang zieht. Aber es wird vielleicht noch schlimmer kommen, denn mittlerweile ist auch der westliche Uferstreifen angegriffen.

Zwischen Brake und Nordenham schwappt ein langer, schwarzer Streifen am Ufer entlang, der mit der Flut noch höher steigen wird. Schon haben Mitarbeiter der Wasserwirtschaftsämter begonnen, die Strände „mechanisch“ zu reinigen. Hoffmann dazu: „Wir tun was wir können. Aber der Weserabschnitt ist sehr, sehr schwer verschmutzt.“

Vermutlich in der Nacht zum Mittwoch hat ein Binnenschiff il

legal acht bis zehn Tonnen Öl abgelassen. Es stammt aus der Schiffsbilge, wo alles gesammelt wird, was der Schiffsmotor an überflüssigem Öl abgibt. Die Aktion ist umso unverständlicher, wenn man bedenkt, daß in Bremen und Bremerhaven Alt-und Bilgenöl von Schiffen kostenlos entsorgt wird.

Der Schaden für die Weser ist kolossal. Das verdeutlicht eine simple Faustregel: 1 Liter Öl ver

unreinigt 1000 Liter Wasser. Die schnelle, illegale Aktion des Binnenschiffers ist Dreck für zehn Millionen Liter Wasser. Zwar werden sich die Leichtölanteile - z.B. Benzin verflüchtigen oder durch Verwirblung beseitigt, aber die schweren Teile werden absinken und Klumpen bilden. Es wird Jahre dauern, bis sie sich abbauen.

Die Wasserschutzpolizei leitete sofort Gegenmaßnahmen ein. Seit dem frühen Morgenstunden sind die Ölbekämpfungsschiffe „MPoss“ und „Westensee“ unterwegs. Sie öffnen den Bug, lassen verschmutztes Wasser einlaufen, filtrieren es und behalten das Öl im Rumpf, während sie das gereinigte Wasser wieder ausschei

den. Neben diesen Maßnahmen begann die Suche nach dem Täter. Zwar gibt es einen Zeugen für nächtliche Aktion, aber ein mutmaßlicher Tatverdacht bestätigte sich nicht.

Es klingt wie Ironie des Schicksals, daß gestern die Bürgerschafts-Fraktion der FPD eine Große Anfrage an den Senat stellte und anfragte, ob die „Unvallvermeidungsstrategien, die Investitionen zur Bekämpfung von Öl-und Chemikalienunfällen sowie die Maßnahmen der Ölunfalldienststelle ausreichen“.

Bewogen zu der Anfrage hat sie das schwere Tankerunglück vor Alaska. Jetzt gibt es ein bißchen Alaska an der Unterweser. FW