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Jugoslawiens Parteichef attackiert Milosevic

Belgrad (afp) - Der jugoslawische Parteichef Stipe Suvar hat am Mittwoch den serbischen Generalsekretär Slobodan Milosevic mit einer beispiellosen Schimpfkanonade belegt, ohne ihn jedoch direkt beim Namen zu nennen. Auf einem Plenum der kommunistischen Partei Kroatiens warf Suvar dem serbischen Parteichef vor, mit einer „skrupellosen Kampagne“ die Absetzung der jugoslawischen Parteiführung zu betreiben, berichtete die jugoslawische Nachrichtenagentur 'Tanjug‘. Nur aus diesem Grund verlange Milosevic die Einberufung eines außerordentlichen Parteikongresses noch vor Jahresende, in dem die serbischen Vertreter mit ihrer Stimmenmehrheit wichtige Maßnahmen gegen die Stimmen der anderen Teilrepubliken durchsetzen könnten.

Unausgesprochenes Ziel Serbiens sei es, die gegenwärtige Führung des Bunds der Kommunisten Jugoslawiens zu „eliminieren“ und sein Zentralkomitee zum Sündenbock für die schwere politische und wirtschaftliche Krise des Landes abzustempeln.

Unterdessen wurde in Slowenien erneut das Erscheinen der Wochenzeitung 'Mladina‘, offizielles Organ der Parteijugend, verboten. Die Justizbehörden von Ljubljana begründeten diese Maßnahme mit der geplanten Veröffentlichung von „Jugoslawien entwürdigenden“ Informationen. Die Staatsanwaltschaft hatte sich zuvor geweigert, die Nummer der Wochenzeitschrift einzuziehen.

Nach Angaben aus der Umgebung von 'Mladina‘ hatte ein Leitartikel zu dem Verbot geführt, in dem die jugoslawische Armee beschuldigt wird, auf dem Umweg über Sondereinheiten, die „die Menschen im Kosovo“ töteten, schrittweise eine Militärdiktatur einzuführen. In dem Artikel mit der Unterzeile „die Todesschwadronen“ kommentiert die Jugendzeitschrift die seit 27. Februar über Kosovo verhängten Dringlichkeitsmaßnahmen, wo Ende März 25 Menschen bei schweren Zusammenstößen zwischen Albanern und Sicherheitskräften ums Leben gekommen waren.

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