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Seinen Idealen treu geblieben

Abbi Hoffman, amerikanischer Yippie, Sponti und Revolutionär ist tot  ■ P O R T R Ä T

An manche Idole der Vergangenheit erinnert man sich erst wieder, wenn sie tot sind. Um Abbie Hoffman war es still geworden. Die wenigsten wußten, daß er in den letzten Jahren eine wichtige Rolle in der US-amerikanischen Umweltbewegung und in der Nicaragua-Solidarität spielte. Woodstock, Vietnamprotest, Dollarverbrennung in der Wallstreet - die wilden Sechzigerjahre der USA werden vielfach mit seinem Namen verknüpft. Abbie, der Sponti, der Revolutionär, der Draufgänger, der nie um originelle Einfälle und griffige Formulierungen verlegen war. Abbie Hoffman wurde Mittwoch in seiner Wohnung in Solebury Township, Pennsylvania, tot aufgefunden. 52 ist er geworden. Die Todesursache ist noch nicht geklärt.

Berkeley, wo damals Herbert Marcuse der aufbegehrenden Jugend neue Wege aufzeigte, war seine politische Heimat. Über die marihuanaselige, unpolitische Weltfremdheit der Hippies frustriert, gründete Hoffman 1967 mit einigen Freunden die Youth International Party (YIP). Die Yippies waren frühe Spontis. Ihre spektakulären Aktionen richteten sich gegen den Vietnamkrieg, die Polizei und den american way of life im allgemeinen. 1968 nominierten sie ein Schwein als Präsidentschaftskandidaten gegen Nixon. Das Programm: Versprechen auf ewiges Leben und kostenlose saubere Klos für die ganze Bevölkerung. „Für die Amerikaner waren zu jener Zeit wir der innere Feind, die Jungen. Kriege, die irgendwo weit weg geführt werden, sind immer sehr sehr populär - das darf man nie vergessen. Deswegen ist es so schwierig, eine Regierung zu bekämpfen, die im Ausland einen Krieg führt.“ Die Yippies arbeiteten mit psychologischer

Kriegsführung: Einmal lancierten sie die Meldung, sie hätten LSD ins Trinkwasser von Chicago geleitet.

1973 wurde Abbie Hoffman mit drei Pfund Kokain erwischt und mußte mit lebenslänglicher Verurteilung rechnen. Seine Freunde trieben 10.000 Dollar Kaution auf und Abbie tauchte unter. Er ließ seine unverwechselbare Nase operieren und nahm eine neue Identität an. Als Dr.Barry Freed stellte er sich an die Spitze einer Umweltgruppe und konnte dank seines Mobilisierungstalents eine einflußreiche Bewegung organisieren. „Ich bin auch von einer Umweltkommission des Senats empfangen worden und habe Präsident Carter die Hand geschüttelt, während die Polizei im ganzen Land seit Jahren mein Photo vor der Nase hatte“, erzählte er in einem Interview mit Daniel Cohn-Bendit.

Seine Rückkehr in die Legalität bereitete er 1980 mit einer Serie von Interviews und der Publikation seiner Autobiographie vor. Bevor er sich schließlich der Justiz stellte, konnte er aushandeln, daß die Anklage von Kokainhandel auf Kokainbesitz reduziert wurde. So kam er mit einer relativ milden Strafe davon.

Anders als etwa sein ehemaliger Kampfgefährte Jerry Rubin, der heute dem freien Unternehmertum das Wort redet und die US-Invasion der Karibikinsel Grenada befürwortete, hat Abbie Hoffman seine Ideale nie verraten. Auch wenn er in den letzten Jahren vor halbleeren Hörsälen reden mußte. „Er war anders als so viele seiner Zeitgenossen, die später genauso wie diejenigen wurden, die sie mit 20 verachtet hatten“, würdigt ihn sein Verleger John Oakes, „ich hoffe, daß eine neue Generation in ihm ein Beispiel sehen wird.“

Ralf Leonhard

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