: „Beine hoch und Kaffee trinken“
■ Redaktionsalltag der taz-Bremen im Spiegel der Beobachtungen von Schüler-PraktikantInnen
Sie geben sich die Tür in die Hand, die Schüler -PraktikantInnen bei der taz. Nur zwei gleichzeitig, hat die Redaktion mal beschlossen - mehr verkraften wir nicht. In dieser Woche waren wieder mal drei da, Swenja Brandt, Florian Karras und Christina Paul. Wir baten sie, in ein paar Sätzen aufzuschreiben, wie sie selber unsere Arbeit beobachten, die uns manchmal schon zur Routine wird. Sie wollten zusammen einen Text machen und taten das, was JournalistInnen professionell so tun: sie fragten andere, sie gingen auf die Straße. Hier ihr Ergebnis:
„Schreibtische mit Schreibmaschinen, hinter jeder Redaktionstisch ein Redakteur, der, die Beine auf dem Tisch liegend und Kaffee trinkend, die von andern gesammelte Information verarbeitet. Über allem ein Chefredakteur, der die Aufträge verteilt und die Artikel zensiert, denn alles braucht das Volk ja nicht zu wissen.“ So könnte nach Meinung einiger Befragten die taz-Redaktion aussehen! Tatsache: Morgens findet eine Redaktionssitzung statt, die täglich von einer/m anderen Redakteur/in geführt wird, der die anstehenden Termine und Themen bekanntgibt. Jeder sucht sich sein (Lieblings-) Thema selbst aus, für das er alleine verantwortlich ist. Einen Chefredakteur gibt es nicht. Entgegen dem Klischee ist von Schreibmaschinen nichts zu sehen. Drei Computer-Systeme und ein Telefax haben diese ersetzt. Über das Klischee: 'Beine hoch und Kaffee trinken‘ kann man streiten! Auf jeden Fall ist die Zeitung abends, trotz aller Chaotik, fertig.“
Einer der früheren Praktikanten, Claas Beckmann, hat an seinem ersten Praktikums-Tag notiert: „Um 8.45 Uhr stand ich vor der Tür der taz, sie war verschlossen, ich war der erste. Ich setzte mich auf die Treppe und wartete. Um 9.10 Uhr kam der erste von der taz, Klaus Schloesser. Ich stellte mich vor, er war ganz freundlich. Das erste, was er tat, nachdem er die Tür aufgeschlossen hatte, war, daß er zur Kaffeemaschine stürmte und Kaffee machte. .. Eine Redakteurin erzählte mir, daß Uta, meine Betreuerin, heute frei hätte. Doktor Uta Stolle kam dann aber doch, sogar rechtzeitig zur Morgenkonferenz.“
Gegen Ende ihrer Schul-Praktika wissen die meisten, worauf es ankommt. „Klaus spendierte mir eine Bratwurst und zeigte mir die Bürgerschaft.“ Oder: „Nach der Morgenkonferenz sortiere ich erstmal 6 Meter dpa. Darunter 1,50 Meter über Tschernobyl. Daraus sollte ich eine Kurzmeldung machen, also“ - fährt er in seinem Bericht selbstverständlich und ohne Verwunderung fort, also - „warte ich darauf, daß ein Computer frei würde...“
Gibt es bessere Mittel als PraktikantInnen gegen die Routine?
Rosi Roland
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