Ökologie-Prüfstein für das Verhältnis DKP - SED

■ Betr.: „Bremer DKP besucht SED“, taz vom 3./ 4.4. und „Ehrlich, so sind wir (DKP) nicht“, taz vom 10.4. (Leserinnenbrief)

Wieviel Zeit bleibt, um der zunehmenden Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlage Einhalt zu gebieten? Wird es überhaupt gelingen? Welche Politik ist dafür notwendig? Fragen, denen sich jede Partei stellen muß. Die kommunistischen Parteien in Ost und West haben, befangen in ihrem Wahn von der Beherrschbarkeit der Natur, in ihrer naiven Fortschrittsgläubigkeit, bislang wenig zur Bearbeitung dieser Fragen beigetragen.

Die DKP geht jetzt erste Schritte, vorangetrieben durch eine Umweltbewegung, die trotz ihrer Schwäche weit mehr politische Akzente im Bewußtsein der Menschen setzt als die Kommunisten. Dabei treffen wir auf eine mit uns in vielfältiger Weise verbundene SED, „Regierungspartei“ der DDR

-die nicht nur täglich 3000 Tonnen Steinsalz in die Werra leitet, sondern sich auch der Verantwortung dafür unter Hinweis auf die Systemauseinandersetzung entzieht,

-die nicht nur jährlich 1 Mio. Tonnen Westmüll aller Art zu Niedrigpreisen in Schönberg angeblich 100 Prozent sicher deponiert, sondern auch behauptet, die Forderung der Umweltbewegung und der DKP „Kein Export von Giftmüll“ sei naiv und sowieso nicht durchsetzbar,

-die nicht nur ihren Bürgern und uns nahezu alle Daten über Einleitungen und Emissionen, über den Zustand von Wasser, Luft und Boden vorenthält, sondern auch noch begründet, daß „ihre Menschen“ vor Panikmache in Sache Umwelt bewahrt werden müßten,

-die nicht nur den Sputnik verbietet, sondern auch festlegt, Stalinismus sei kein aktuelles Problem für die DDR, da sie keine Leichen im Keller habe.

Meine Freundschaft zur SED ist arg erschüttert, eine echt ernste Beziehungskrise. Schade eigentlich, wo ich doch immer noch der Meinung bin, daß der Sozialismus die humanere Gesellschaft sein könnte, wo sauberes Trinkwasser, wo mehr Luft zum Atmen als im Kapitalismus anzutreffen sind.

Uwe Lange, Mitglied im DKP-Bezirksvorstand.

Liebe taz- LeserInnen,

in unserem und Ihrem/ Eurem Interesse eine dringliche Bitte: Bei LeserInnenbriefen bitte darauf achten, daß sie nicht länger als ca. 30 Zeilen lang sind. Außerdem erspart es uns eine Menge Ärger und Rumsucherei, wenn immer dabeisteht, auf welchen Artikel an welchem Tag sich der Brief bezieht.

Viele Grüße, d.s.

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