: K O M M E N T A R Grün staatstragend
■ Bauchschmerzen mit der RAF nicht im Bett zu kurieren
Allenfalls eine verschwindende Minderheit der Bremer Grünen nahm am Samstag den eigenen Aufruf zu einer Demonstration für die Zusammenlegung der hungerstreikenden Gefangenen ernst. Einer der wenigen war der Abgeordnete Martin Thomas. Seine Stunde kam allerdings erst, als es um das Ende der Aktion ging. Die Besetzung des Rathauses nutzte Thomas zu einem praktischen Plädoyer für eine liberale Polizeistrategie - gegen die Demonstranten.
Thomas‘ Plädoyer wäre glaubwürdiger ausgefallen, wenn die Grünen auch in den vergangenen 74 Tagen sichtbare Zeichen einer liberalen Rechtstaatlichkeit gesetzt hätten. Statt ihre Bauchschmerzen mit dem Hungerstreik als berechtigtem Kampf für menschenwürdige Haftbedingungen einerseits und andererseits als kalkuliertem Solidaritätseffekt für eine im doppelten Wortsinn tödliche Politstrategie im heimischen Bett auszukurieren, wäre gerade von den Grünen die öffentliche Diskussion dieses Widerspruchs zu erwarten gewesen. Erster Schritt zur Auflösung dieses Widerspruchs ist die Zusammenlegung der Häftlinge. Grüne müssen dabei nicht nur als bessere Polizeitaktiker, sondern auch Rathausbesetzer denkbar sein. Klaus Schloesse
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