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Die Opfer der „Sicherheit“

■ Nahezu 100 Tote bei der Stadion-Katastrophe von Sheffield

Der Sicherheitsgedanke, der seit Jahrzehnten den Ablauf wichtiger Fußballspiele in Großbritannien bestimmt, hat am Samstag zu der Katastrophe von Sheffield geführt. Die Stadien wurden zu Festungen ausgebaut, die Eintrittskarten zugewiesen, und der An- und Abreiseweg, selbst die Abfahrtzeiten der Züge sind darauf ausgerichtet, daß sich die Fans der gegnerischen Mannschaften nicht begegnen können. Auf eine Situation wie am Samstag, die mindestens 94 Menschen das Leben kostete, sind diese Sicherheitsmaßnahmen nicht eingestellt - im Gegenteil: Sie haben das Unglück erst möglich gemacht.

Den Liverpooler Fans war das kleinere Stadionende zugeteilt worden, damit sie einen möglichst kurzen Anreiseweg hatten. Deshalb wurden ihnen 6.000 Eintrittskarten weniger als den gegnerischen Fans zugeteilt, was die Stimmung bereits vor Spielbeginn angeheizt hatte. Darüberhinaus kamen die Züge aus Liverpool so spät in Sheffield an, daß bei Spielbeginn noch Tausende von Fans vor den Stadiontoren standen und ungeduldig wurden. Die Entscheidung der Polizei, das Tor zu öffnen und die Menschen in den von Stahlgittern umgebenen Liverpooler Block zu dirigieren, erwies sich als fatal. Der ohnehin bereits überfüllte Block wurde zur Todesfalle, gerade weil er den Sicherheitsanforderungen entsprach. Die Stahlgitter hielten dem Druck von Tausenden von Menschen stand und schnitten ihnen den Fluchtweg auf das Spielfeld ab.

Zwar beeilten sich die Fußballfunktionäre zu versichern, daß die Katastrophe nicht durch schlechtes Benehmen der Fans, sondern durch Fehler bei der Massenkontrolle ausgelöst worden sei, doch die „Hooligans“ trifft auch in diesem Fall zumindest indirekt die Schuld an den Ereignissen. Schließlich sind die Sicherheitsmaßnahmen das Resultat der Schlachten gegnerischer Fans in der Vergangenheit. Eine Lösung des Problems ist nicht in Sicht, da der finanzielle Aspekt die drastische Reduzierung der Stadionkapazitäten verhindert. Es wird weiterhin lebensgefährlich bleiben, Fußballspiele britischer Mannschaften zu besuchen.

Ralf Sotscheck

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