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Frühjahrsrallye?

 ■  McCASH FLOWS ORAKEL

Nicht nur bei den Grünen in Form von „Realos“, auch an der Börse haben die Fundamentalisten ihren Widerpart: die Techniker. Während sich die Fundis ihre Analyse des Börsengeschehens auf der Substanz, Bilanz und den Marktaussichten eines Unternehmens (und der Gesamtwirtschaft) begründen, interessieren sich die Techniker für diese fundamentalen Daten wenig: ihr Augenmerk ist auf den Chart gerichtet, den graphisch dargestellten Kursverlauf einer Aktie (und des gesamten Aktienmarkts). Daß aus dem wellenförmigen Zickzack der Vergangenheit der weitere Verlauf der Kurslinie hochgerechnet werden kann, darauf schwören die Chart-Analytiker Stein und Bein und rücken, früher mit Bleistift und Lineal, heute PC-gestützt, dem Auf und Ab der Kurswellen zu Leibe, um Trendkanäle und Widerstandslinien zu ermitteln und nach Kursbildern Ausschau zu halten, die als Indikatoren gelten: Dreiecks-, Kopf -Schulter-, Untertassen-Formationen und andere Gebilde der merkwürdigen Art. Inwieweit an dieser hochwissenschaftlich und mit High-Tech betriebenen Analysemethode, die stramme Fundis für reine Kaffeesatzleserei halten, tatsächlich etwas dran ist, kann derzeit wieder einmal geprüft werden: Vergangene Woche wurde der im April 1986 begonnene langfristige Abwärtskanal des FAZ-Index gebrochen, und dies müßte, da auch alle anderen Indikatoren-Ampeln Grün zeigen, zu einem deutlichen Kursanstieg führen. Das prognostizierte Ziel der Chart-Experten - die nächste Widerstandslinie liegt bei 630 Punkten, was beim heutigen Stand des FAZ-Index von 580 einen Zuwachs von fast zehn Prozent bedeuten würde. Zum Wochenbeginn ging es denn auch schon aufwärts mit den Aktienkursen, ob aus technischen Gründen oder im Sog einer dank günstigen Konjunkturdaten freundlichen Wall Street darüber wird zwischen Fundis und Chartisten keine Einigkeit zu erzielen sein.

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