: Neuer Aufbruch der radikalen Linken
Geheimtreffen in Hamburg / Erklärung zum RAF-Hungerstreik mit scharfer Kritik an Antje Vollmer und den Grünen ■ Von Charlotte Wiedemann
Bonn/Hamburg (taz) - Bei der Linken jenseits der Grünen Partei tut sich etwas: Erstmals seit einem Jahrzehnt trafen sich am Wochenende in Hamburg VertreterInnen und Einzelpersonen aus diversen Spektren der radikalen Linken zur Beratung gemeinsamer Perspektiven. Die nicht-öffentliche Konferenz, an der rund 35 Personen teilnahmen, kam auf Einladung von Rainer Trampert und Thomas Ebermann zusammen, die als grüne Ökosozialisten zu neuen linken Ufern streben. Zu dem Kreis, der unter anderem einen Kongreß plant, gehört u.a. Georg Fülberth (DKP), 'konkret'-Herausgeber Gremliza, Karl-Heinz Roth sowie weitere Autonome, der Kommunistische Bund, MitarbeiterInnen der Zeitungen Atom, Radiaktiv und des Projekts 'linke Wochenzeitung Westberlin‘, außerdem weitere Grüne wie Jutta Ditfurth und Dorothee Piermont. Dieser Personenkreis trat gestern erstmals öffentlich mit einer Erklärung zum Hungerstreik in Erscheinung, in der die Linie von Antje Vollmer scharf angegriffen wird. Vollmers Begriff von den „zwei Gespensterzügen“, die aufeinander zurasen, sei „eine schändliche Metapher“ für eine Situation, „in der ein 'Gespensterzug‘ auf Leute zurast, die auf den Schienen stehend ihn aufzuhalten suchen“. Die Grünen, so die Erklärung weiter, nutzten den Hungerstreik als Gelegenheit, „ihre Harmonisierungskonzepte als für die Linke allgemeingültig durchzusetzen“. Die UnterzeichnerInnen wenden sich entschieden gegen Versuche, die „Herstellung überlebbarer Haftbedingungen“ mit Forderungen an „das Verhalten oder Denken der Gefangenen zu verquicken“. Die SPD hätte längst die Gefangenen in den von ihr regierten Ländern zusammenlegen können, kritisiert die Erklärung, die gleichzeitig zur Demonstration am 29. April aufruft. Eine nächste Beratung des Spektrums „Radikale Linke“ soll Anfang Juli stattfinden und der Konsenssuche in analytischen Fragen dienen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen