: Das Eigentor
mit der Intendantenwahl ■ K O M M E N T A R
Die Wahl des CSU-Sympathisanten und rechten Eiferers Günther von Lojewski zum neuen SFB-Intendanten ist ein Alarmzeichen, und in aller erster Linie ein politischer Skandal der Linken in dieser Stadt. Die neuen Regierungsparteien, SPD samt DGB und AL sind verantwortlich für seine Wahl, obwohl sie im Rundfunkrat über keine Mehrheit verfügen, genausowenig wie übrigens CDU und FDP. Warum waren SPD und AL nicht in der Lage parteiübergreifend akzeptable KandidatInnen zu benennen? Warum haben sie nicht Klaus Bölling, Lea Rosh, Peter Merseburger, Günther Gaus, Volker Hassemer oder etwa Hans Magnus Enzensberger vorgeschlagen? Hassemer soll selbst noch in letzter Minute zur Verfügung gestanden haben. Es gibt nur einen einzigen Grund, weshalb SPD und AL alle Versuche in dieser Richtung unterlassen haben: Ihre Protagonisten im Rundfunkrat, die SPD-DGB-AL-Seilschaft entschied sich gegen Öffentlichkeit und lieber für den Filz, für Mittelmaß und Mauschelei. Es ist von rührender Naivität, wenn jetzt die Linke auf die personalpolitischen Seilschaften eines Herrn Landowsky schielt und darüber jammert, statt sich klar zu machen, daß es sich um das erste rot-grüne Eigentor handelt.
Da SPD und AL ein essentielles Interesse an Öffentlichkeit in der Stadt haben müßten, allein schon um des eigenen politischen Überlebens an der Macht willen, hätten sie sich einmischen müssen in die Diskussion über eine neuen Intendanten. Und es hätte eine Einmischung für die Unabhängigkeit des Senders sein müssen. Stattdessen die alte Misere. Die Spitze des Senders ist fest in parteipolitischem Griff und in was für einem. Daß es dazu überhaupt kam, hat damit zu tun, daß alle Parteivertreter vor allem eines seit Jahrzehnten gemeinsam verhindern, daß der Sender sich von den Parteien emanzipiert und unabhängig wird.
Max Thomas Mehr
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