: Gute Chancen für Ölsünder
■ Knapp eine Woche nach der schlimmsten Ölverseuchung der Unterweser schwindet die Hoffnung auf Aufklärung
Ob der Verursacher der Umweltverseuchung, bei der vor einer Woche fast zehn Tonnen Öl aus einem Schiff in die Weser geleitet worden waren, noch ermittelt werden kann, wird immer fraglicher. Von der Wasserschutzpolizei in Bremerhaven waren 24 Schiffe als mögliche Verursacher der Verseuchung ausgemacht worden. Aber noch immer liegen nicht von allen Schiffen Ölproben vor. Die sind aber erforderlich, damit sie mit dem in der Weser gefundenen Öl verglichen werden können. Von vier Schiffen, die auf dem Weg zu Häfen in Süditalien, Südamerika bzw. der Sowjetunion sind, wird es diese Proben auch nicht geben. „Das Öl hat sich jetzt so verändert, daß ein gerichtsfester Vergleich nicht mehr möglich ist“, sagt Jürgen Schnelle von der Bremerhavener Wasserschutzpolizei.
Schnelle hofft jetzt, daß sich der Verursacher der Verschmutzung unter den Schiffen befindet, von denen Ölproben bereits vorliegen oder auf dem Weg nach Bremen sind. Das Öl wird in Oldenburg untersucht. Die Ergebnisse sollen Anfang der komme
den Woche vorliegen. Schnelle räumt aber ein, daß es sich bei der Verfolgung des Verursachers um ein „großes ungelöstes Problem“ handelt: „Wer hier zur Nachtzeit im offenen Strom versehentlich oder vorsätzlich Öl abläßt, hat reale Chancen, unentdeckt davon zu kommen.“ Vorbeugende Prüfungen aller Schiffe, die die Weser befahren, seien wegen der dadurch entstehenden „Behinderung der freien Schiffahrt nicht möglich. Zwar würde stichprobenartig überprüft, ob die Schiffe über die notwendige technische Ausstattung zur Verhinderung von Ölunfällen nach dem MARPOL-Abkommen verfügten, dies sei aber keine lückenlose Unfallverhütung.
Nach der Feststellung der Weserverseuchung hätte auch die Tätersuche mit Flugzeugen nach Auffassung von Schnelle nicht zu einem Erfolg führen können: „Wegen der vielen möglichen Verursacher und der unterschiedlichen Zielhäfen hätten wird viele tausend Quadratkilometer Wasserfläche absuchen müssen. Das ist ein aussichtsloses Unterfangen.“ om
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