piwik no script img

Männer-Fachhochschulen

■ Erster gemeinsamer „Frauentag“ der sechs Berliner Fachhochschulen / An drei FHs gibt es nur jeweils eine Professorin / Hauptamtliche Frauenbeauftragte gefordert

Frauenförderung, Quotierung, Frauenbeauftragte Diskussionen, die man aus den Berliner Universitäten schon seit längerem kennt. Doch nun gehen auch die Frauen der Fachhochschulen an die Öffentlichkeit. Am Mittwoch fand in der Technischen Fachhochschule (TFH) ein erster gemeinsamer „Frauentag“ der Fachhochschulen statt. Die Probleme der Fachhochschul-Frauen, so ein Ergebnis, unterscheiden sich grundsätzlich nicht von denen ihrer universitären Komilitoninnen und Kolleginnen. Männerdominanz und Männerarroganz hüben wie drüben - aber es gibt auch Probleme, die fachhochschulspezifisch sind.

An drei der sechs Fachhochschulen gibt es unter den Professorinnen nur jeweils eine Frauen. Als „bildungs- und gesellschaftspolitischen Skandal“ bezeichnet die Professorin Sabine Gensior von von der Fachhochschule für Wirtschaft diese Situation. Die Stelle ihrer im Vorjahr verstorbenen Kollegin Christel Neusüß wurde bis heute nicht neu besetzt. Die einzige Frau in einen rein männlichen Kollegium zu sein, heißt auch, daß alle Arbeit auf einer Schulter lastet. Denn in Sachen Frauenförderung, so eine Erfahrung von Sabine Gensior, sei es immer so, „daß außer Frauen das niemand macht“.

Auch an der Fachhochschule der Bundespost gibt es erst seit letztem Jahr zwei Professorinnen. Doch hier stehen der Erhöhung des Frauenanteils noch andere Schwierigkeiten als privilegienverteidigende Männer entgegen. Denn selbst wenn man es wollte, so führte die Professorin Maria Thümen aus, würden die qualifizierten Hochschulabsolventinnen fehlen. Noch immer studieren und promovieren nur wenige Frauen in den harten Technikfächern, die an der Fachhochschule der Bundespost unterrichtet werden. So hat im Wintersemester 1985/86 an der TU nur eine Frau im Ingenieurbereich promoviert. Promotion und mindestens drei Jahre Praxiszeit in der Industrie sind die Voraussetzungen, um an der Fachhochschule zu lehren. Viele Ingenieurinnen verzichten jedoch wegen der Familie auf die Karriere.

„Was sagt denn die Damenwelt dazu?“ Solche Sprüche müssen sich Studentinnen der Fachhochschule für Verwaltung täglich anhören. „Es gibt nur zwei Chancen für Frauen“, erzählt eine Studentin, die sich auf den Polizeidienst vorbereitet, „entweder du bist angepaßt, dann kommst du nicht weit, oder du bist als hysterische Emanze verschrien.“ An der Evangelischen Fachhochschule (EFB) studieren rund 1.500 StudentInnen, 70 Prozent davon Frauen. „Es gibt keine frauenspezifisches Lehrangebot“, erzählt eine Studentin. „Feministische Lehrinhalte werden ausgeblendet.“ Und das obwohl die Hauptklientel der künftigen SozialarbeiterInnen stellen.

Eine hauptamtliche Frauenbeauftragte für jede Fachhochschule fordern die Frauen angesichts dieser vielfältigen Probleme schon seit längerem. Ex -Wissenschaftssenator Turner wollte den Fachhochschulen aber nur ehrenamtliche Frauenbeauftragte zugestehen - für die Frauen ein unhaltbares Angebot. Mit dem neuen Senat stehen die Chancen günstiger. Die neue Senatorin, Barbara Riedmüller, hat allen Hochschulen und Fachhochschulen ab 1990 hauptamtliche Frauenbeauftragte versprochen.

-guth

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen