: Eduscho läßt Betriebsrat bespitzeln
■ Eidesstattliche Erklärung eines Wachmanns, der DAG-Vertrauenskörper überwachen mußte / Strafanzeige wird gestellt / Eduscho sieht dem „gelassen entgegen“ / DAG-Sekretär: „Ungeheuerlicher Skandal“
Von „Watergate an der Wesergate“ und einem neuen Kapitel mit „völlig neuen Qualitäten“ in der Auseinandersetzung zwischen Gewerkschaften und Unternehmen sprach DAG-Bezirkssekretär Hartmut Frensel gestern vor der Presse. Vehement beschrieb er, wie weit die Machen
schaften des Bremer Unternehmens Eduscho gehen, um einen unliebsamen Betriebsrat loszuwerden.
Nur wenige Stunden vor der eilig einberufenen Pressekonferenz hatte sich die DAG eine Eidesstattliche Erklärung vom Notar beglaubigen lassen, in der ein
Bremer Wachmann von seinem „Sonderauftrag Eduscho“ berichtet. Demnach hatte Eduscho von dem Bremer Wachunternehmen UFE (Unternehmen für Eigentumsschutz), angeblich zur Unterstützung des hauseigenen Werkschutzes, Verstärkung angefordert.
Tatsächlich jedoch sollte der angeheuerte Fremdmann den hauseigenen Werkschützer Hermann Päper, Betriebsrat bei Eduscho und dortiger Leiter des Vertrauenskörpers der DAG, bespitzeln. Dies gab Harry Piel, Werkschutzleiter von Eduscho und aus der Barschel-Affäre mit seinem „Spürsinn“ hinreichend bekannt, dem UFE-Mann eindeutig zu verstehen (vgl. obenstehende Dokumentation).
Und weil Hermann Päper seitdem nur noch unter Bewachung arbeiten darf, er mit seinem „ständigen Begleiter“ zusammen einen sonst für einen Mann vorgesehenen Arbeitsplatz einnimmt, er demzufolge auch seine Arbeit als Betriebsrat nicht mehr ohne Zuhörer ausüben kann, - aus diesem Grunde wird die DAG nun unverzüglich beim Staatsanwalt Strafantrag gegen die Geschäftsführung von Eduscho stellen: „Es ist ungeheuerlich und ein Skandal, in welcher Weise die betriebsrechtlich garantierte Arbeit des Betriebsrates behindert und unser Vertrauensmann in seinem Persönlichkeitsrecht verletzt wird,“ so DAG-Sekretär Frensel.
Außerdem werde in einem zivilrechtlichen Verfahren Eduscho aufgefordert, die nun offensichtliche Bewachung zu unterlassen. Einziger schriftlicher Kommentar des Kaffee -Unternehmens zu diesen Vorwürfen: „Die von Herrn Frensel vorgetragenen Unterstellungen in Sachen Päper werden mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen. Den weiteren gerichtlichen Schritten
sieht Eduscho gelassen entgegen.“
Damit konnte gestern auch nicht die Frage geklärt werden, inwiefern Harry Piel die Bespitzelung in seiner Abteilung selbst zu verantworten oder ob das Unternehmen ihn dazu angehalten hat. Der betroffene Hermann Päper tat unterdessen Dienst am Tor - wie gewohnt unter Aufsicht. Eduscho hatte dies vor wenigen Tagen noch damit begründet, daß Hermann Päper nur noch mit einem zusätzlichen Mann im Werkschutzbereich arbeiten dürfe, weil „das Vertrauensverhältnis zu ihm nachhaltig gestört ist“.
Hintergrundinformation und Knackpunkt: Päper gehört zu dem noch verbliebenen Teil des Betriebsrates, der vor gut einem Jahr einen Warnstreik mittrug. Außerdem wurde ihm (bisher allerdings vom Arbeitsgericht in I. Instanz noch nicht bestätigt) gekündigt, weil er „Besucherscheine“ an die DAG weitergegeben haben soll. In dem Konflikt bestätigte das Gericht: „Zu Recht.“
Auf Abfindungsangebote von seiten der Geschäftsleitung ist Päper zu deren Verwunderung nicht eingegangen. Er will den Konflikt jetzt durchstehen. Auch wenn einige der Kollegen, besonders aus dem unternehmensfreundlichen hauptamtlichen Betriebsrat, weder hinter ihm stehen, noch künftig mit ihm zusammenarbeiten wollen.
Der fremden Wachfirma wurde inzwischen von Eduscho ebenfalls der Vertrag gekündigt.
Birgitt Rambalski
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