piwik no script img

DEIN NAME SEI B3

■ Kultur aus Berlin und Barcelona in Brest

Frau Kultursenatorin Martiny und die Alternative Listigkeit haben bestimmt ihre Freude daran, wenn sie erfahren, daß ihr Begriff von dezentraler Kulturarbeit auch im west- bzw. südeuropäischen Maßstab aktuell ist. Schließlich kommt es nicht von ganz ungefähr, daß am 27. Mai am Atlantik ein Festival beginnt, das ausschließlich auf dem Mist derjenigen gewachsen ist, die ansonsten von staatlichen Institutionen vergessen werden, jugendliche Arbeitslose in diesem speziellen Fall.

Unterstützt wird dieses Festival in Brest inzwischen zwar von französischen städtischen und regionalen Institutionen, aber die Initiative dazu läßt sich zurückdenken bis auf das Jahr 1968, als französische Arbeiter auf die Straße gingen und sich auch in Brest eine Initiative gründete, die im Sinne von Klassenkampf für ihre Interessen focht.

Die internationale Problematik von Jugendarbeitslosigkeit machte im Laufe der Jahre auch vor der Bretagne nicht halt, und so darf es als Erfolg verbucht werden, daß über persönliche Kontakte hinaus die Zusammenarbeit zwischen Brest und Berlin nicht auf städtischer Ebene vollzogen wurde, sondern durch das Engagement des kleinen Vereins am Kreuzberger Chamissoplatz zum Aufbau eines Jugendzentrum im Wasserturm.

Die eine der Bands, „Wasserturm All Stars“, die Berlin in Brest vertreten werden, ist denn auch aus einem Projekt des Wasserturms hervorgegangen. Die zweite, „No Harms“, die Montag zusammen mit den „Planets“ spielen werden, wurde über das Vielklang-Label gefunden, alldieweil „Poems for Laila“ und die „Strangemen“ wegen anderer Verpflichtungen nicht zur Verfügung standen.

Zusammen mit „Locos Mosquitos“ und „Peor Impossible“ aus Barcelona und den Brester Bands „Hot Bugs“ und „Boycott Banco“ sind sie dort Teil von Informationen von und durch Jugendliche, die Europa von unten praktizieren, in dem sie unter anderem auch durch Ausstellungen „Kreuzberg“, „Rockstadt Berlin“ zeigen, wie es sich hier überleben läßt.

Geplant sind für die Zukunft in zweijährigem Wechsel ähnliche Festivals in Barcelona und Berlin.

Wer Interesse und ca.400Mark hat, um Ende Mai nach Brest zu fahren, wende sich an Jean-Claude Jokisch, Wasserturm, Kopischstr.

Q.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen