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Im Kino: „Ein himmlischer Teufel“

■ Roberto Benigni auf deutsch

Können Sie sich Karl Valentin oder Heinz Erhardt italienisch synchronisiert vorstellen? Ein guter Komiker stellt die Übersetzer meist vor unlösbare Probleme. Seine Stimme, wie er etwas sagt, und wie er dabei aussieht, wie er die Sprache auf komische Effekte abklopft, und mit Kalauern und Wortspielen witzig wirkt, daß alles läßt sich kaum in eine Synchronisation hinüberretten.

Wir sind da schon einiges gewohnt, und wer W.C. Fields nicht komisch findet, hat ihn vielleicht nur noch nie gehört, obwohl er seine Filme gesehen hat. Genauso geht es mir jetzt mit dem ersten eigenen Film von Roberto Benigni: Es ist mir unmöglich zu sagen, ob er witzig ist oder nicht - die deutsche Fassung ist auf jeden Fall eine Katastrophe.

Bei Jim Jarmuschs Film „Down by Law“, durch den Benigni international bekannt wurde, war der Verleiher so klug, die Originalfassung mit Untertiteln zu zeigen, und dort war Benigni in seinem ganz persönlichen Englisch zu hören und sein „Ids a sade ande biutiful worlde“ ließ auf weitere humoristische Hochleistungen hoffen. In „Himmlische Teufel“ hat der Verleiher ihm nun einfach einen penetranten Akzent verpaßt und so plappert er ununterbrochen in schlechtem Deutsch herum, das Benigni auf das germanische Maccaroniklischee reduziert.

Da fallen dann die Mängel ins Auge, die viele Komikerfilme haben, aber nicht weiter auffallen, wenn man die ganze Zeit über lacht. Die Geschichte dient nur als Vorwand für Benignis Auftritte. Da geht es um einen kleinen Teufel, der aus der Hölle abhaut, sich erst im Körper einer dicken Frau und dann als ungebetener Gast bei einem Geistlichen einnistet, wie ein Kind alles neu entdeckt und durcheinanderbringt und dessen größte Entdeckung das weibliche Geschlechtsorgan ist.

Die Inszenierung ist unbeholfen, und daß Robby Müller hinter der Kamera gestanden hat, kann man im Abspann lesen aber nicht an den Bildern erkenen, doch durch die Besetzung von Walter Matthau als Pater ist der Film so gerade noch daran vorbeigeschlittert, ein Ärgernis zu werden. Matthau hat den ganzen Film über nur die Aufgabe, von Benigni genervt zu sein, aber das kann er wie kein anderer, etwa mit einem Blick zur Decke oder einem resinierter großer Schluck aus dem Weinglas. Mit seinen ganz sparsamen Gesten ist Matthau ein idealer Partner für den immer zappelnden Benigni.

Und in den Szenen mit Matthau kann man auch einiges von dessen komischer Begabung fühlen, aber das ist dann eher traurig: man kommt mit dem Gefühl aus dem Kino heraus, den wirklichen Benigni versäumt zu haben. Im Fernsehen bei der Promotion des Films war er witziger, und da sagte er auch einen Satz, der genau zum Film paßt: „Ich mag die deutsche Sprache sehr, aber sie mag mich weniger“.

Wilfried Hippen

Gondel 18.00 und 20.30 Uhr

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