: K O M M E N T A R Diakonie
■ Zum Rücktritt eines Eltern-Beirates (vgl. Seite 18)
Was ist das schon: Der Elternbeirat einer Einrichtung, in der geistig und mehrfach Behinderte betreut werden, ist zurückgetreten, aus Resignation. Eine förmliche Kompetenz hat der Beirat im Evangelischen Hospital Lilienthal nicht.
Die Nachricht läßt sich anders formulieren: Die verstädterte Gesellschaft sondert ihre geistig und mehrfach Behinderten aus. Angesichts der Anonymität und der technischen Gerätschaften des modernen zivilisierten Lebens sind sie nur mit besonderer Betreuung lebensfähig. Der „Elternbeirat“ ist das einzige Band, das die Gesellschaft in diese Institutionen hinein engagiert.
Solange es möglichst billig bleibt, will eine vorgeblich christlich-soziale Familienpolitik nichts wissen von einer Auflösung der Heime. Das Interesse der Eltern und Vormünder, die ihre Kinder abliefern wollen und dann möglichst 360 Tage weggucken, hat die CDU-Landesregierung Niedersachsens gut verstanden. Und warum soll da das Diakonische Werk, dessen Etat aus staatlichen Zuwendungen für die „Betreuung Hilfsbedürftiger“ fließt, einen reformerischen Aufstand veranstalten?
Klaus Wolschner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen