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Waffentausch mit Südafrika

Paris/London/Pretoria (afp) - Unter dem Verdacht der Militärspionage für Südafrika sind am Freitag drei Nordiren von der paramilitärischen protestantischen „Ulster Defence Association“ (UDA) und ein US-Bürger in einem Pariser Hotel festgenommen worden. Sie wurden „in flagranti“ ertappt, als sie einem südafrikanischen Botschaftsangehörigen kleine Bauteile für das Antriebssystem der tragbaren britischen Luftabwehrrakete „Blowpipe“ übergeben wollten.

Das Außenministerium in Pretoria bestätigte die Botschaftszugehörigkeit des zunächst ebenfalls festgenommenen Südafrikaners, der wegen seines Diplomatenstatus wieder freigelassen wurde. In Belfast hieß es von unterrichteter Seite, die fraglichen Blowpipe-Teile seien elf Tage zuvor bei einer Ausstellung auf dem nordirischen Militärstützpunkt Newtownards von einem Vorführstand gestohlen worden. Die festgenommenen Nordiren hätten offenbar versucht, sie zu verkaufen oder gegen andere Waffen einzutauschen. Die von der Londoner Regierung zugelassene „Ulster Defence Associatian“ soll 15.000 Mitglieder haben, von denen mehrere der Zusammenarbeit mit protestantischen Terrorgruppen verdächtigt werden. Schon im vergangenen November war eine Vorführrakete vom Typ „Javlin“ bei dem Hersteller Short Brothers in Castlereagh östlich von Belfast gestohlen worden. Im Januar und September letzten Jahres hatte die Polizei nördlich von Belfast Raketenwerfer und Geschütze beschlagnahmt, die vermutlich aus Südafrika kamen. Diese beiden Fakten legen einen Waffentausch mit Südafrika nahe, das dem Vernehmen nach gerade an der Herstellung von Blowpipe-Raketen interessiert ist, die auch vom afghanischen Widerstand gegen die sowjetischen Truppen eingesetzt wurden.

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