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Showdown der Berliner „Republikaner“

Der Landesvorsitzende, Polizeiobermeister Andres, unter scharfem Beschuß / Postenrangeleien, Handgreiflichkeiten und finanzielle Machenschaften bei den Rechtsradikalen / Gründung einer neuen konkurrierenden „Republikanischen Partei Berlin“ möglich  ■  Aus Berlin C.C. Malzahn

Bei den Berliner „Republikanern“ rappelt's im Karton. Der Euphorie in den Tagen nach der Wahl folgt nun ein parteiinterner Katzenjammer: Führende Funktionäre der rechtsradikalen „Republikaner“ befehden sich vor Gericht, Parteiausschlüsse, „dubiose finanzielle Machenschaften“ und Vetternwirtschaft stehen auf der Tagesordnung. Auch der Pressesprecher der REPs, Carsten Pagel, räumt ein, daß viele Parteimitglieder nach den in der Presse erhobenen Behauptungen verunsichert seien. Eine Gruppe ehemaliger Gründungsmitglieder, die sich inzwischen enttäuscht von der Partei abgewendet haben, diskutiert sogar die Gründung einer konkurrierenden „Republikanischen Partei Berlin“.

Der amtierende Landesvorsitzende der REPs, Polizeiobermeister Bernhard Andres, muß sich einer ganzen Serie von Vorwürfen stellen. Zum einen soll er den Bezirksverordneten Bert Handschuhmacher auf einer Parteiversammlung nach einer kritischen Bemerkung unsanft vor die Tür gesetzt ha ben - per Polizeigriff. „Außerdem hat Andres dabei mein Hemd zerissen“, wirft der Jurastudent Handschuhmacher dem Polizisten Andres vor. Wegen dieses Vorfalls ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft gegen den REP-Chef: Verdacht auf Körperverletzung, Nötigung und Sachbeschädigung. Andres fackelte nicht lange und konterte mit einer Anzeige gegen Handschuhmacher wegen „übler Nachrede“. Der Student wurde inzwischen aus der Partei ausgeschlossen. Hintergrund des Hickhacks: Handschuhmacher wollte gegen seinen Fraktionsvorsitzenden in der Bezirksverordnetenversammlung Tiergarten kandidieren und verfügte nach eigenen Angaben auch über eine „sichere Mehrheit“. Kurz vor der Wahl und nach den erwähnten gegenseitigen Beschuldigungen wurde ihm dann am Dienstag abend mitgeteilt, daß er sich parteischädigend verhalten habe und ein Ausschlußverfahren gegen ihn laufe. Handschuhmachers Gegenkandidat stand offensichtlich unter der Patronage von Andres.

Dazu kommt der schon am Wochenende erhobene Vorwurf, Andres habe die Aufnahme eines Darlehens von einem Parteifreund erst bestritten, dann aber einräumen müssen. Was mit dem Geld passierte, beschäftigt im Moment den Landesvorstand. Wegen der jüngsten Anschuldigungen gegen Andres halten es REP-Funktionäre für „gut möglich“, daß der bisherige Pressesprecher und eigentliche Chefdenker der Berliner REPs, Carsten Pagel, gegen den tumben Polizeiobermeister auf dem für Anfang Mai geplanten Parteitag antreten wird. Pagel selbst möchte sich in dieser Angelegenheit momentan zwar „nicht erklären“, dementieren will er aber auch nichts. Ob es zum „Republikaner„-Showdown am 6. Mai kommt, ist allerdings fraglich: Das Hotel, in dem die REPs tagen wollten, hat Anfang der Woche einen Rückzieher gemacht.

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