: „Tiflis darf sich nicht wiederholen“
■ Gorbatschow setzt sich auf dem ZK-Plenum mit den Vorgängen in Georgien auseinander / Kritik an der Wirtschaftsentwicklung
Moskau (dpa) - Der sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow hat eindringlich vor einer möglicher Wiederholung der Ereignisse in Georgien am 9.April gewarnt. In seinem Schlußwort vor dem Sonderplenum des ZK sagte er, das Politbüro habe eine Untersuchung der Vorgänge angeordnet. „Wir müssen alles tun, politische Methoden und die Kraft des Gesetzes anwenden, damit sich derartiges nicht wiederholen kann.“ In der georgischen Hauptstadt Tiflis waren bei der gewaltsamen Beendigung einer Demonstration am 9. April 21 Menschen ums Leben gekommen.
Die Parteizeitung 'Prawda‘ veröffentlichte gestern erstmals auch die vollständigen Beiträge aller Redner des Plenums, auf dem insgesamt 110 Mitglieder und Kandidaten in den Ruhestand geschickt worden waren. Gorbatschow zog erneut eine kritische Bilanz der Entwicklung des Landes. Er erwähnte v.a. die mangelhafte Vesorgung mit Lebensmitteln und Wohnungen. „Die Liste der Mangelwaren wächst“, fügte er hinzu. Auch die Finanzlage des Landes sei schwierig.
Zu den Wahlen vom 26. März, bei denen viele Parteiführer durchgefallen waren, gestand Gorbatschow ein, daß die Wähler zu Recht ihre Unzufriedenheit mit der Partei zum Ausdruck gebracht hätten.
Bei einer pro-georgischen Kundgebung der nicht anerkannten Partei „Demokratische Union“ in Moskau wurden am Mittwoch 71 Menschen verhaftet; gegen 64 sind inzwischen Verwaltungsstrafen verhängt worden.
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