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Alle Quoten übererfüllt

■ Grüne beschlossen mit Frauenmehrheit sensationelle Neuerung: Schatzmeisterin darf männlich sein / Im Vorstand jetzt zwei Frauen und fünf Männinnen

Die Bremer Grünen haben es verdammt schwer. Immer wenn sie ihre vakanten Vorstandsposten endlich besetzen wollen, ist die Landesmitgliederversammlung entweder nicht mehr beschlußfähig (wie beim letzten Mal im Bürgerhaus Vahr) oder es sind partout keine Kandidatinnen für die quotierten Posten zu finden. Am Donnerstag abend gelang nun endlich das schwere Stück Parteiarbeit. Seitdem haben die Bremer

Grünen wieder eine Schatzmeisterin. Sie heißt Bernd Schulz und kommt aus Bremerhaven.

Allerdings ist die Wahl einer männlichen Schatzmeisterin auch bei den so quotierungserfahrenen Bremer Grünen noch keine Selbstverständlichkeit. Wieder waren es die weiblichen Mitglieder der Landesversammlung im Konsul-Hackfeld-Haus, die den Weg frei machten für die innovative Besetzung des Schatzmeisterinnen-Postens. Mit 22 gegen drei Stimmen genehmigten sie sich eine Ausnahme vom grünen Quotierungs -Grundsatz. Zwar for

derte Ute Treptow, durch deren Rücktritt der Kassiererinnen -Posten vakant geworden war, zum Ausgleich den Rücktritt einer männlichen Vorständlerin. Doch dagegen sprach - nicht etwa der Parteivorstand -, sondern die Parteisatzung: Die Männinnen durften bleiben.

Reibungslos verlief die Wahl einer dritten Landesvorstandssprecherin. Sie heißt Cäcilie von Gleich und versammelte ein souveränes 72:7-Stimmverhältnis auf sich. Damit ist jetzt der siebenköpfige Vorstand der Partei seit langer Zeit zum ersten Mal wieder komplett besetzt. Einmalig in Bremen auch die Übererfüllung der satzungsgemäßen Quote: Bei den Grünen gibt es ab sofort nur noch Vorständlerinnen: zwei weibliche und fünf männliche.

Dumm nur, daß den neuen Sprecherinnen trotz dieser überzeugenden Plan-Übererfüllung die Basis schwindet. Noch gibt es im Bremer Land 468 grüne Mitglieder. Doch schon bald werden es weniger sein. Dafür will der Bremerhavener Kreisvorstand sorgen. Innerhalb seiner zerstrit

tenen Reihen werden gerade Ausschlußanträge geschrieben. „Peter Maurer, Lotte Rogsch und Horst Grützner sind die Drahtzieher“, hatte der Ex-Bürgerschaftsabgeordnete Karsten Bischoff aus Bremerhaven berichtet und Unterstützung des Landesverbandes gegen deren eigenmächtige Gründung eines Kreisverbandes im Bremerhavener Süden beantragt. Doch zu dumm: Kurz vor Mitternacht war die Versammlung mal wieder nicht mehr beschlußfähig. Deshalb durfte zum Versammlungsschluß aus voller Kehle geschimpft werden.

Klare Mehrheit fand zuvor der Antrag grüner Aktivistinnen, künftig 50 Prozent der Spenden aus grünen Abgeordneten -Diäten in der Parteikasse zu belassen. Bislang sollten sie zu 100 Prozent an den „Öko-Fonds“, und von dort an die bunte Szene sozial sinnvoller Alternativprojekte fließen. Erfolglos warnte Öko-Fonds-Sprecherin Peter Rüdel seine grünen Freundinnen: „Ihr seid auf dem besten Weg zur sozialdemokratischen Sitzfleischpartei.“

Dirk Asendorpf

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