: „NDR - ein Stück Heimat“
■ NDR-Intendant Peter Schiwy feiert drittes Amtsjahr mit Eigenlob / Für mehr Werbung
Der Intendant des NDR, Peter Schiwy, ist nachdrücklich für mehr Fernsehwerbung. „Wir müssen Chancengleichheit innerhalb der ARD fordern, nur 42 Minuten Werbung, das wirft uns zurück“, erklärte er gestern. Vor genau zwei Jahren hatte der 53jährige Berliner das Amt des Intendanten in der Drei -Länder-Anstalt übernommen.
Schiwy plädierte dafür, den NDR auch als einen „Wirtschaftsfaktor der Region“ zu betrachten, mithin die Ausweitung der Werbezeiten als einen Teil der Strukturpolitik im Norden zu sehen. Denkbar sei zum Beispiel auch eine schrittweise Einführung von mehr Werbung.
Zugleich dürfe das Verbot der Werbung im öffentlich -rechtlichen Rundfunk nach 20 Uhr nicht als etwas endgültiges angesehen werden. „Wenn man schon mal vor über 20 Jahren die Mischfinanzierung - aus Gebühren und Werbung beschlossen hat, soll man den Rahmen auch weiterspannen“. Diese „willkürliche Grenze“ werde langfristig ohnehin der Europäisierung der Medienpolitik zum Opfer fallen. „Die nationale Oberaufsicht über Rundfunk und Fernsehen wird an Bedeutung verlieren“, meinte Schiwy. „Und es würde auch keiner aus seinem Schaukelstuhl fallen, wenn wir nach 20 Uhr werben würden, denn durch die privaten Medien sind die Zuschauer ja ohnehin daran gewöhnt.“
Obwohl der NDR insgesamt nach Meinung Schiwys immer noch die „Nummer Eins im Norden“ ist, mußte die zweitgrößte ARD -Anstalt im Kampf mit den privaten Fernsehsendern auch Minuspunkte einsammeln. In der Konkurrenz zu SAT1 und RTL Plus hat der NDR vor allem im Vorabendprogramm an Zuschauern verloren. An Werktagen konnten die beiden Sender im NDR -Sendegebiet ihre Zuschauerzahlen fast verdreifachen.
Grundsätzlich offen zeigte sich Schiwy gegenüber der Idee, das neue N3-Fernsehgemeinschaftsprogramm von NDR, SFB und Radio Bremen auch bundesweit via Satellit zu verbreiten. West3 und Bayern3 werden bereits seit einiger Zeit über Satellit und Kabel ausgestrahlt. „Aber angesichts der enormen Verbreitungskosten von alleine zehn bis zwölf Millionen Mark im Jahr und der Finanzsituation des NDR muß man sich so etwas gründlich überlegen.“
Die jüngste Imagekampagne des NDR unter dem Stichwort „Der NDR - das Beste am Norden“ hat nach den Worten Schiwys offenbar gefruchtet. „Für viele Menschen im Norden bedeutet der NDR ein Stück Heimat.“ Der „Inflation privater Billigprogamme“ im Hörfunkbereich habe der NDR seit 1. April bewußt ein viertes, stark wortorientiertes Programm entgegengesetzt. Das Konzept: verschiedene spezialisierte Angebote, aus denen der Zuhörer sich „sein“ Programm aussuchen kann. Schiwy: „Der Zuhörer sortiert heute mehr.“
dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen